Rechte Gewalt in Israel. Prügel und Todesdrohungen

aus der Facebook-Seite von Yoav Eliassi. Es kann einem nur noch schlecht werden!

Hier ist mal was für unsere unbedingten Israel-Verteidiger. Alexandra Belopolsky hat im Feuilleton der FAZ v. 29 Juli 2014, das ja immer für Überraschungen gut ist, einen erstaunlichen Kommentar zu den gesellschaftlichen Verhältnissen in Israel und über die unglaubliche Härte in den Auseinandersetzungen zwischen dem linkem und rechten Flügel geschrieben.

„Seit Wochen herrscht in Israel die Angst davor, sich als Linker oder Linke zu bekennen. Es gibt in Israel eine wachsende Zahl gewaltbereiter Rechtsradikaler. Es sind längst nicht mehr nur die illegalen Siedler oder die Orthodoxen, die bereit sind, ihre Ideologie in Aggressivität umschlagen zu lassen. Jetzt erreichen diese Aggressionen einen neuen Höhepunkt. Seit der neue Gaza-Krieg begonnen hat, wurden in Haifa und Tel Aviv Teilnehmer von Antikriegsdemonstrationen zusammengeschlagen.

Passanten wurden nach ihrer politischen Meinung gefragt und bei nicht gefallender Rückmeldung ebenfalls geschlagen. In Haifa wurden bis spät in die Nacht lautstarke Parolen wie „Tod den Arabern“ skandiert. Ein Bus mit linken Demonstranten wurde mit Steinen beworfen. Man hört einen Bericht, den man kaum glauben will: Einem Verletzten wurde in den Krankenwagen noch „Jude oder Araber?“ nachgerufen.“

Am 12. Juli wären in Tel-Aviv linke Demonstranten zum ersten Mal brutal verprügelt worden; drei hätten ins Krankenhaus gemusst. „Die rechten Demonstranten bespuckten die linken Protestierer, bewarfen sie mit Eiern und beschimpften sie, unter anderem mit Sprüchen wie „Mörder“ und „Schelly Dadons Blut klebt an deinen Händen“ (die junge Schelly Dadon war von einem arabischen Taxifahrer ermordet worden). Dazu gab es Todesflüche und Vergewaltigungsdrohungen. Die spärlich vertretene Polizei konnte die beiden Gruppen nicht trennen.“

Ganz schlimm treibt es offenbar der israelische Rapper Yoav „HaZel“ (Der Schatten) Eliassi, der auf Facebook die linke Demo angekündigt und zu einer Gegenkundgebung aufgerufen hatte. Er gehört zur Gruppe Kahane Chai („Kahane lebt“), die wiederum eine Nachfolgeorganisation von „Kach“, einer Partei, die 1988 wegen Anstiftung zum Rassismus vom Wahlkampf ausgeschlossen wurde. 1994 verübte Baruch Goldstein, „Kach“-Mitglied, das Attentat in der Moschee in Hebron. Er erschoss 29 und verletzte 150 Menschen und wurde selber getötet.

Belopolsky berichtet über weitere rechtsextreme Gruppen wie „Lehava“ (Flamme), deren Namen auf Hebräisch als Akronym für „Prävention von Rassenmischung im Heiligen Land“ steht und die sich das Ziel gesetzt habe, „Mädchen aus dem israelischen Volk zu retten, die zu einer Beziehung mit einem Goj verführt wurden.“ Sie würden einen Sticker mit der Formulierung „Araber! Wage es nicht, an eine Jüdin zu denken!“

„Man hat“, so Alexandra Belopolsky, „diese Gruppen bisher für vereinzelte, wenn auch nicht ungefährliche Zellen gehalten. Zwar ist seit längerem zu spüren, dass die Volksmeinung immer stärker nach rechts neigt, dass die verbale Gewalt in den Online-Kommentaren brutaler wird. Man wusste auch, dass es bei linken Kundgebungen immer Gegendemonstranten gibt, die gewalttätig werden können.

Aber man konnte, man wollte sich nicht vorstellen, dass die rechtsextremen Krawallmacher mehr sind als eine dumpfe Minderheit, die wegen ihrer Lautstärke bedeutsamer wirkt, als sie in Wirklichkeit ist. Man konnte oder wollte sich nicht vorstellen, wie viele solcher Radikalen es wirklich gibt. Vor allem konnte man sich nicht vorstellen, dass sie einmal zusammenarbeiten würden.Diese Illusion dürfte seit dem Tag, als der Mob das Café demolierte, zerstoben sein. Eliassi, gegen den immer noch kein Verfahren eingeleitet wurde, bezeichnete die Täter als „Löwen des Schattens“. Später veröffentlichte er eine Kolumne auf einer Nachrichtenseite, in der er von mehr als zehntausend die Aktion befürwortenden Schreiben von israelischen Soldaten berichtete und versprach, „nicht aufzuhören.“

Die allermeisten der deutschen Medien folgen ja ziemlich lammfromm der Linie der offiziellen israelischen Propaganda. Aber es gibt rühmliche Ausnahmen. Dieser FAZ-Artikel ist einer davon.
Sönke Hundt