Alia Rayyan: „REviewing Jerusalem“ – Kunst, Politik, Gesellschaft. Zur Identitätsstiftung für die Palästinenser unter der Besatzung

Gegenstand des Vortrags am 5. Juni 2018 in der Villa Sponte waren die „partizipativen Kunstinterventionen“, die Alia Rayyan im Rahmen der palästinensischen Kunstorganisation Alhoash in Jerusalem organisiert hat. Im Mittelpunkt ihres Vortrags (mit Fotos und Filmausschnitten) stand das Projekt „REclaiming Public Space“, das zum Ziel hatte,verlassene öffentliche Räume, z.B. einen kaum noch genutzten Park, wieder zu beleben und für die Öffentlichkeit zu nutzen.Engagiert und mit viel Humor erzählte die Referentin, was die internationalen und palästinensischen Künstler mit diesen Aktionen bezweckten und mit welchen Widrigkeiten sie bei der Realisierung zu kämpfen hatten. Man muss sich das vorstellen: in einer Umgebung sich für eine palästinensische künstlerische Identität einzusetzen und Aktionen zu organisieren in einer Stadt (Ost-Jerusalem), die seit über 50 Jahren von Israel illegal besetzt bzw. annektiert ist. Und in der die Verbindungen zur Umgebung, also zur palästinensischen Westbank, nur unter allergrößten Schwierigkeiten, unter laufenden Schikanen und großem Zeitaufwand zu bewerkstelligen sind. Dabei lehnte die Gruppe um die Kunstgalerie AlHoash es konsequent ab, mit Israelis zusammen zu arbeiten.

im Saal der Villa Sponte-Zeitkultur e.V. (Osterdeich 58b)

Alia Rayyan wurde in Bremen/Ritterhude als Tochter eines Palästinensers und einer Deutschen geboren, und sie ist verständlicherweise in der hiesigen palästinasolidarischen Szene bekannt und beliebt, weswegen von Anfang an dem Abend eine sehr herzliche Athmospäre herrschte. Alia studierte Politik, Soziologie und Kunstgeschichte und arbeitet seit 2001 als Kulturmanagerin, Journalistin und Kuratorin in Berlin, Beirut, Amman, New York und Ramallah. Ab 2013 leitete sie in Jerusalem die Kunstgalerie Al Hoash für arabische Kunst. Die Aktivitäten der Galerie sind wiederum eingebettet in das auch von der EU geförderte Projekt Qualandiya International, das die sehr lebendige und aktive palästinensische Kunstszene zeigt und schon unzählige Performances, Gesprächsrunden, Fimvorführungen, workshops usw. in Palästina organisiert hat.
Sönke Hundt

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