Hier Ausschnitte aus den Aussendungen der Wiener Botschaft – A29/2025: Gaza wird ausgehungert. „Ich hatte, weil ich auf diese Massenanfälle von Verletzten vorbereitet sein wollte, etwas Ketamin mitgenommen. Ich hatte zwei Spritzen Ketamin dabei, und das war alles an Sedativum, das ich hatte. Ketamin kann sowohl als Schmerz- als auch als Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Ich musste auswählen, wem ich das Sedativum geben würde und wem nicht. Wie man so etwas entscheidet? Ich war einfach sehr pragmatisch. Wenn ich wüsste, dass dieses Kind sterben würde, würde ich ihm kein Ketamin geben, auch wenn es furchtbare Schmerzen und Qualen litt. Der Grund dafür war, dass ich jene Kinder, die überleben konnten, nicht für den Rest ihres Lebens mit dem traumatisieren wollte, was ich ihnen antun würde, also würde ich sie sedieren und die anderen Kinder sterben lassen. Das ist eine Entscheidung, die man treffen muss, wenn man in Gaza ist. Jeden Tag.”
„Ich war draußen auf der Straße und habe Kindern den Brustkorb aufgeschnitten, um Thoraxdrainagen zu legen, ohne Analgesie, ohne Sedierung, ohne Schmerzmittel, ohne Anästhetikum, nur mit einem Skalpell in der Hand, um den Brustkorb der Kinder aufzuschneiden und einen Schlauch einzulegen, und wenn sie diese traumatischen Brustverletzungen haben, braucht man einen großen Schlauch, also ein großes Loch, und manchmal steckt man auch den Finger hinein. Die Kinder sind bei Bewusstsein, wenn man das tut, und es gibt keine Beruhigungs- oder Schmerzmittel, und man kann sie schreien hören, sie greifen nach der Hand und wollen, dass man aufhört. Aber man muss weitermachen. Und es ist sehr schwer, das einem Kind anzutun, aber wir mussten das bei Dutzenden von Kindern tun. Ich habe so oft geweint und mir kommen auch jetzt die Tränen, aber ich muss damit leben. Ich muss mit dem leben, was ich diesen Kindern angetan habe, und das ist sehr schwer für mich. Ich muss mit den Entscheidungen leben, die ich getroffen habe, welche Kinder ich verbluten ließ und welche Kinder ich auswählte, um zu versuchen, sie zu retten. Das frisst mich jeden Tag innerlich auf.“
Dr. Mohammed Mustafa, britisch-australischer Arzt, berichtet in einem Interview mit der australischen Journalistin Jan Fran über seine Erlebnisse während seiner Freiwilligenmission im Al Ahli Krankenhaus in Gaza (ehe es bombardiert wurde), 24.04.2025
- „Die Mehlvorräte der UNRWA gingen Anfang der Woche zur Neige.“
Statement von UNRWA, 26.04.2025
„Das World Food Programme hat seine Nahrungsmittelvorräte in Gaza vollständig aufgebraucht. Heute wurden die letzten verbleibenden Lebensmittelvorräte an die Garküchen im Gazastreifen geliefert. Es wird erwartet, dass diese Küchen in den nächsten Tagen keine Nahrungsmittel mehr haben werden.“
Statement von World Food Programme, 25.04.2025 - „Das World Food Programme hat ab heute keine Nahrungsmittel mehr in Gaza.“Statement von World Food Programme, 27.04.2025
- „Die warmen „Mahlzeiten“, die seit Wochen ausgegeben werden, bestehen eigentlich nur aus Reis. Manchmal gibt es ein paar Kichererbsen oder andere Hülsenfrüchte aus Dosen dazu. Ich habe mir die Videoaufnahmen angesehen, in denen die Kinder unserem INARA-Team helfen, denn das tun sie immer. Und ich habe gestaunt, wie selbst die Kleinsten unter ihnen nicht einfach mit den Reistellern abhauen, sondern auch in einem so jungen Alter verstehen, dass sie teilen müssen, dass sie – obwohl sie wissen, dass ihre Portion kaum ihren eigenen Hunger stillen wird – ein Maß an Rücksichtnahme auf andere haben, das den meisten Menschen, jenen, die „haben“, fehlt. Gaza verhungert. Eine Mahlzeit pro Tag. Für die meisten nur Reis. Und der geht nun zur Neige.
- Die Blockade muss ein Ende haben. Humanitäre Hilfe ist keine Verhandlungsmasse. Die Lastwagen stehen auf der anderen Seite der Grenze. Das ist Wahnsinn.“
Arwa Damon, ehemalige CNN-Korrespondentin und heute Leiterin der INARA-Hilfsorganisation, 27.04.2025 - „Dies ist eines der schlimmsten humanitären Versagen unserer Generation. Jeder einzelne Mensch in Gaza ist auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Seit die israelischen Behörden am 2. März eine Blockade gegen alle Hilfslieferungen verhängt haben, ist diese Lebensader völlig abgeschnitten. Hilfsgüter stehen bereit. Wir haben ausgebildetes medizinisches Personal. Wir haben das Fachwissen. Was wir nicht haben, ist der Zugang – oder die Garantie der israelischen Behörden, dass unsere Teams ihre Arbeit in Sicherheit erledigen können. Das Überleben selbst ist nun kaum noch möglich, und das humanitäre Hilfssystem bricht zusammen.“
Erklärung von 12 Hilfsorganisationen (darunter Save the Children, Oxfam, Norwegian Refugee Council, Care International und Medical Aid for Palestinians), 17.04.2025
„Heute überleben die Menschen in Gaza nicht mehr. Wer nicht durch Bomben und Kugeln stirbt, stirbt langsam. Nirgendwo in Gaza ist es heute sicher. Es ist ein Krieg ohne Grenzen. Es ist nicht nur eine humanitäre Krise – es ist ein Angriff auf die Würde der Menschen.“
Jonathan Whittall, Leiter des UN-OCHA-Büros in Gaza, bei einer Pressekonferenz, 27.04.2025
„Gaza hungert nicht, Gaza wird ausgehungert. Nach Angaben des Welternährungsprogramms befinden sich über 116 Tonnen Lebensmittel direkt an der Grenze zu Gaza. Das ist genug, um eine Million Menschen vier Monate lang zu ernähren. Aber Israel lässt sie nicht rein. Israel lässt die Menschen verhungern. Sie lassen Kinder verhungern. Jeder, der etwas anderes behauptet, lügt. Und die Welt schaut einfach zu.”
Jesse Mechanic, amerikanischer Schriftsteller, 26.04.2025
Äußerungen von israelischen Knesset-Abgeordneten
„Ich werde die Menschen im Gazastreifen aushungern. Es ist unsere Pflicht, die BewohnerInnen des Gazastreifens zu vertreiben. Es gibt zehn Länder auf der Welt, die sie haben wollen und bereit sind, sie aufzunehmen. Das ist unsere Aufgabe, jeden Tag, der hier vergeht…”
Moderator: „Knessetabgeordneter Moshe Saada, wenn Sie im israelischen Parlament sagen: „Ich will die Menschen im Gazastreifen verhungern lassen“, welche Folgen hat diese Aussage?“
„Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Es ist ganz einfach: Ich will den Gazastreifen komplett aushungern. Jeder, der Gaza verlassen will, kann in eine humanitäre Zone gehen, die wir verwalten werden. Eine Zone, die wir kontrollieren werden. Die israelische Armee wird in dieser Zone Lebensmittel verteilen…“
Moderator: Und wie werden Sie mit der Kritik aus aller Welt umgehen?
„Ganz ehrlich? Das haben wir schon einmal erlebt. Die Kritik der Welt? Vergessen Sie das, das ist nicht ernst gemeint. Wir müssen uns um die Juden kümmern. Es ist an der Zeit.“
Der Knesset-Abgeordnete Moshe Saada (Likud) in einem Interview mit dem israelischen Fernsehsender Channel 14 News, 25.04.2025
„Die Handlungen Israels und die Unterstützung, die das Land erhält, haben dem Völkerrecht Schaden zugefügt. Länder wie Südafrika, Spanien und Irland erkennen Israels Vorgehen in Gaza als Völkermord an und unterstützen auch die Haftbefehle des IStGH.
Deutschland und Österreich dagegen riskieren, die Geschichte zu wiederholen, die grundlegende Würde des Menschen preiszugeben und sich an der Zerstörung des Völkerrechts mitschuldig zu machen.
Mit dieser Realität müssen wir uns auseinandersetzen, aber viele, darunter auch deutsche JournalistInnen, ignorieren das einfach.
(…) Das Ergebnis ist eine intellektuelle und moralische Verirrung, wie sie in Deutschland und Österreich zu beobachten ist, wo die Menschen nicht mehr in der Lage sind zu denken oder zu fühlen. Sie sehen PalästinenserInnen, die kopflose Leichen von Kindern in den Armen halten, und empfinden dabei: nichts.“
Pankaj Mishra, indischer Schriftsteller und Essayist, Autor von „Die Welt nach Gaza“, im Interview mit Elias Feroz, 24.04.2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
Gaza steht am Rand einer Katastrophe.
Steigende Preise für – nur noch wenig vorhandenen – Grundnahrungsmittel, rasch schwindende Vorräte an medizinischen Hilfsgütern und drastische Kürzungen bei der Verteilung der letzten, noch vorhandenen Hilfsgüter führen im gesamten Gazastreifen zu katastrophalen Zuständen.
Humanitäre Organisationen wie das World Food Programme (WFP) und UNRWA, die mehr als zwei Millionen PalästinenserInnen in Gaza mit Lebensmitteln und Dienstleistungen versorgen, haben am 25. April die letzten Vorräte an Mehl und anderen Lebensmitteln an die 47 Gemeinschaftsküchen in Gaza verteilt, von deren Mahlzeiten zahllose Menschen abhängig sind. „Diese Menschen, die von uns abhängig sind, drohen nun zu verhungern, wenn diese Küche geschlossen wird“, berichtet Hani Abu Qasim von der Rafah Charity Kitchen dem Guardian.
Am 27. April gab das World Food Programme bekannt, dass alle Lebensmittel aufgebraucht sind. Seit Wochen waren die Garküchen die einzige kontinuierliche Quelle für Nahrungsmittelhilfe für die Menschen in Gaza. Obwohl sie nur die Hälfte der Bevölkerung mit nur 25 Prozent des täglichen Nahrungsmittelbedarfs erreichten und ohnehin nur noch Reis, Nudeln und Kichererbsen verteilt wurden, waren sie eine wichtige Überlebensgrundlage. Nicht zuletzt auch für die zahllosen vertriebenen Menschen, wie auch WFP-Länderdirektor Antoine Renard gegenüber der BBC erklärte: „Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung wurden während des Krieges vertrieben. Und allein seit dem 18. März [als die israelischen Angriffe wieder aufgenommen wurden, Anm.] sind mehr als 400 000 Menschen erneut vertrieben worden. Jedes Mal, wenn man flüchten muss, verliert man Hab und Gut. Deshalb sind diese Küchen so wichtig für die Menschen, um zumindest eine grundlegende Mahlzeit zu bekommen.“
Gavin Kelleher, Leiter des humanitären Sektors beim Norwegian Refugee Council, berichtete der BBC aus dem Zentrum des Gazastreifens, dass die Küchen, sobald ihre Lebensmittelvorräte aufgebraucht sind, nichts mehr liefern können: „Um zu überleben, essen die Menschen weniger, tauschen eine Packung Windeln gegen Linsen oder Speiseöl oder verkaufen ihre letzten Habseligkeiten, um an Bargeld zu kommen, mit dem sie sich die letzten Reste der Lebensmittel beschaffen können.“ Er fügte hinzu, dass in Gaza in einem noch nie dagewesenen Ausmaß gebettelt werde, die Menschen aber gar nicht mehr in der Lage seien, anderen etwas zu geben. „Die Verzweiflung ist sehr, sehr groß.“
Das WFP hat auch Bäckereien unterstützt, die erschwingliches Brot in Gaza verteilen. Bereits am 31. März schlossen alle 25 vom WFP unterstützten Bäckereien, da das Weizenmehl und der Brennstoff zum Kochen ausgegangen waren. In der gleichen Woche waren die vom WFP an Familien verteilten Lebensmittelpakete mit Lebensmittelrationen aufgebraucht.
Die Lager der Hilfsorganisationen wurden während des Waffenstillstands, der Mitte Januar in Kraft trat und Anfang März von Israel beendet wurde, gefüllt. Jetzt sind sie – wie WFP und UNRWA im Abstand von wenigen Tagen bekanntgaben – leer.
Die Regale der Supermärkte und Greisler sind ebenfalls fast leergefegt, und alles, was noch verkauft wird, ist für die große Mehrheit der Bevölkerung, die ohnehin kein Einkommen hat, zu teuer geworden. Seit dem Ende des Waffenstillstands hat sich der Preis für ein Kilogramm Tomaten auf sieben Euro vervierfacht, Zucker ist um das Siebenfache und Mehl um das zehn- bis 15-fache gestiegen. Fleisch oder Milchprodukte sind – wenn noch vorhanden – absolut unerschwinglich.
Anfang letzter Woche wies das israelische Außenministerium die Kritik des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und Deutschlands an der Blockade zurück, die diese als „untragbar“ bezeichneten und in einer gemeinsamen Erklärung deren sofortige Beendigung forderten. Das israelische Ministerium erklärte: „Israel überwacht die Situation vor Ort, und es gibt keinen Mangel an Hilfsgütern in Gaza.“
Wie auch in den deutschsprachigen Medien immer wieder unkritisch übernommen, behauptet das israelische Außenministerium außerdem, es sei nicht verpflichtet, Hilfslieferungen zuzulassen, weil die Hamas diese „entführt“ habe, um „ihre Terrormaschinerie wiederaufzubauen“ – eine Behauptung, für die keine Beweise vorgelegt wurden, die aber schärfstens von den internationalen Hilfsorganisationen zurückgewiesen wurde. Auch die UNO erklärte, sie habe „eine sehr gute Kontrollkette für alle Hilfsgüter, die sie geliefert hat“, die auch jederzeit nachweisbar ist. Zudem stehen die Aussagen des israelischen Außenministeriums im Widerspruch zu den Aussagen israelischer Politiker, die – wie beispielsweise der Likud-Abgeordnete Moshe Saada oder der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben G’vir – offen darüber sprechen, dass Gaza ausgehungert werden muss.
Das Aushungern als Methode der Kriegsführung wird seit dem Urteil des Nürnberger Tribunals von 1946 als Kriegsverbrechen gewertet.
Wie das World Food Programme in einer Stellungnahme bekannt gab, warten mehr als 116.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe – genug, um eine Million Menschen bis zu vier Monate lang zu ernähren – an den Hilfskorridoren zu Gaza bereit und können sofort vom WFP und seinen Partnern für die Ernährungssicherheit nach Gaza gebracht werden, sobald die Grenzen von Israel geöffnet werden würden.
Auch bei den medizinischen Hilfsgütern herrscht ein zunehmender Engpass. „Alles, von sterilen Handschuhen bis zu Leichensäcken, müsste nachgeliefert werden“, so das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. „Dies ist eine ständige und besonders akute Herausforderung, da wir leider weiterhin eine schockierend hohe Zahl von Kranken, einschließlich schwer verwundeter PatientInnen, verzeichnen, was den Druck auf das System erhöht.“
Ärzte ohne Grenzen: Auswirkungen der Blockade von medizinischen Hilfsgütern und Lebensmitteln am Beispiel von Brandopfern
Wie Ärzte ohne Grenzen vor wenigen Tagen in einem Bericht bekannt gab, wirkt sich der Mangel an medizinischen Hilfsgütern in Gaza insbesondere auf Brandopfer – die meisten von ihnen Kinder – aus. Sie haben weder Schmerzmittel noch genügend Nährstoffe, um richtig zu heilen.
Ob durch Bombenexplosionen oder improvisierte Kochmethoden – viele PalästinenserInnen im Gazastreifen haben ausgedehnte Verbrennungen, die große Teile ihres Körpers bedecken – in manchen Fällen bis zu 40 Prozent der gesamten Körperoberfläche. Da die israelischen Behörden die Blockade des Gazastreifens fortsetzen und den Zugang zu lebenswichtigen Hilfsgütern und medizinischer Versorgung blockieren, müssen viele PalästinenserInnen unerträgliche Schmerzen ertragen, ohne dass ihnen geholfen werden kann.
Seit die israelische Armee am 18. März die Angriffe auf Gaza wieder aufgenommen hat, verzeichneten die Teams von Ärzte ohne Grenzen einen Anstieg der Zahl der PatientInnen mit Brandverletzungen – die meisten von ihnen Kinder. Im April haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der von ihnen betriebenen Klinik in Gaza-Stadt durchschnittlich über 100 PatientInnen mit Verbrennungen und Verletzungen pro Tag behandelt.
Seit Mai 2024 haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der Einrichtung mehr als tausend chirurgische Eingriffe an VerbrennungspatientInnen durchgeführt, von denen 70 Prozent Kinder waren, die meisten unter fünf Jahren. Viele dieser Kinder wurden durch Bombenexplosionen verbrannt, andere durch kochendes Wasser oder Brennstoffe, die zum Kochen oder Heizen in Behelfsunterkünften verwendet wurden.
Schwere Verbrennungen erfordern eine komplexe und langfristige Behandlung, die mehrere Operationen, tägliche Wundverbände, Physiotherapie, Schmerztherapie, psychologische Betreuung und eine sterile Umgebung zur Vermeidung von Infektionen umfasst.
Nachdem jedoch über 50 Tage lang aufgrund der Blockade keine Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangt sind, gehen den Teams von Ärzte ohne Grenzen wichtiges medizinisches Equipment wie Antibiotika, Anästhetika, chirurgisches Material und sogar grundlegende Schmerzmittel aus. Wenn die Blockade nicht bald beendet wird, werden auch die letzten Vorräte zur Neige gehen.
Im November 2024 war ein Versuch eines Teams von Ärzte ohne Grenzen im Nasser-Krankenhaus gescheitert, ein dringend benötigtes klinisch-bakteriologisches Labor einzurichten, das für die Verabreichung der richtigen Antibiotika entscheidend ist, weil die Kühlkette, die für die Lagerung von Proben und Vorräten benötigt wird, von israelischen Grenzbeamten ständig beschädigt wurde.
Außerdem sind seit Beginn des Krieges nur sehr wenige Chirurgen im Gazastreifen in der Lage, komplexe Verbrennungen zu behandeln.
„Die Kinder schreien, wenn wir gezwungen sind, verbranntes Gewebe von ihrer Haut zu schälen“, berichtet Dr. Ahmad Abu Warda, Leiter der medizinischen Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen im Nasser-Krankenhaus. „Sie flehen uns an, damit aufzuhören, aber wenn wir das tote Gewebe nicht entfernen, können Infektionen und Sepsis zum Tod führen. Ohne ausreichende medizinische Versorgung und angesichts der vielen PatientInnen, die wegen Brandverletzungen behandelt werden müssen, sind wir nicht in der Lage, eine angemessene Versorgung zu gewährleisten. Wir verzögern lediglich die unvermeidlichen Infektionen.“
VerbrennungspatientInnen benötigen nicht nur ein hohes Maß an medizinischer Versorgung, sondern auch die doppelte Kalorienzufuhr, um richtig zu heilen. Da jedoch keine Lebensmittel in den Gazastreifen gelangen, haben die PatientInnen keinen Zugang zu den benötigten Nahrungsmitteln, was ihre Genesung gefährdet.
„Die Körper unserer Patienten verbrauchen sich quasi selbst, um Wunden zu schließen, die jedoch nie heilen“, berichtet ein MSF-Chirurg. „Der 17-jährige Tayseer beispielsweise ist seit acht Monaten aufgrund seiner schweren Verbrennungen im Krankenhaus. Unter normalen Bedingungen wäre er in drei Monaten geheilt. Aber ohne Nahrung, ohne Schmerzmittel und ohne sauberes Wasser steckt er in einem Kreislauf aus fehlgeschlagenen Transplantaten, Infektionen und Verzweiflung fest.“
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Informationen entnommen aus:
Gaza on brink of catastrophe as aid runs out and prices soar, groups warn
Palestinians face starvation and severe malnutrition as Israel’s blockade continues, say aid agencies
Von Jason Burke und Malak A Tantesh, The Guardian, 27.04.2025
WFP runs out of food stocks in Gaza as border crossings remain closed
https://www.wfp.org/news/wfp-runs-out-food-stocks-gaza-border-crossings-remain-closed
UN agency runs out of food aid in Gaza after Israeli blockade
The UN World Food Programme says it has depleted all its food stocks in Gaza, where Israel has blocked deliveries of humanitarian aid for seven weeks
Von David Gritten und Mallory Moench, BBC, 26.04.2025
https://www.bbc.com/news/articles/cn4wvvnzp39o
No relief, no chance of recovery for Gaza’s burn patients
The lack of supplies in Gaza is prolonging the suffering of burn patients—many of whom are children left without painkillers or enough nutrients to heal properly.
Doctors Without Borders, 25.04.2025
https://www.doctorswithoutborders.org/latest/no-relief-no-chance-recovery-gazas-burn-patients
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In der heutigen Aussendung finden Sie drei übersetzte Beiträge.
Im ersten Beitrag vom The Guardian berichtet Ghada Ageel, ehemalige Übersetzerin für The Guardian und heute Gastprofessorin an der Fakultät für Politikwissenschaft der Universität Alberta, über ihren Cousin Ziyad, der – wie zahlreiche andere Familienmitglieder – von einem israelischen Bombenangriff getötet wurde. Sie berichtet, wie Menschen im Finsteren versuchen, ihre NachbarInnen und Familienmitglieder aus den Trümmern zu bergen, oftmals mit den bloßen Händen:
„Die meisten Überlebenden und Nachbarn mussten sich mit bloßen Händen durch die Trümmer kämpfen. Große Deckenplatten waren eingestürzt; wer darunter eingeklemmt war, hatte keine Chance. Dennoch stürmten die Menschen ohne Unterlass in die Trümmer, zogen die Verwundeten heraus, hielten leblose Kinder im Arm und riefen ihre Namen in das Chaos.“
Im zweiten Beitrag schreibt der israelische Journalist Nir Hasson in der Haaretz über die 15 von der israelischen Armee ermordeten palästinensischen Sanitäter und die Berichte der israelischen Armee, die in so vielen, nachgewiesenen Fällen „im besten Fall Übertreibungen, im schlimmsten Fall Lügen sind.“ Er schreibt:
„Warum sollte man annehmen, dass die Tötung der Sanitäter schlimmer war oder unter ungewöhnlicheren Umständen erfolgte als die Tötung von sechs Menschen bei einem Luftangriff auf Deir al-Balah zwei Wochen später? Oder die zehn Mitglieder einer einzelnen Familie, die in Khan Yunis getötet wurden, die 15 Mitglieder einer Familie, die im Viertel Shujaiyeh in Gaza-Stadt getötet wurden, die 29 Mitglieder einer anderen Familie, die ebenfalls in Shujaiyeh getötet wurden, oder die 37 Vertriebenen, die bei einem Brand nach einem Luftangriff auf Zelte in der „humanitären Zone“ von Al-Muwasi getötet wurden – alles Vorfälle der letzten elf Tage?“
Im dritten Beitrag finden Sie eine Folge aus der Reihe „Stimmen aus Gaza“, aufgezeichnet von der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem. Heute spricht die 21-jährige Shahd Salem aus dem Flüchtlingslager Jabalya darüber, wie zwei ihrer Brüder und sechs weitere Verwandte bei einem Bombenangriff getötet wurden, bei dem sie selbst, ihr jüngerer Bruder und ihre Eltern verletzt wurden, von ihrer mehrfachen Flucht und Vertreibung, vom Verlust ihres Elternhauses und wie bei einem weiteren Bombenangriff ihr Verlobter und zehn seiner Verwandten getötet wurden.
Man kann sich anmelden, um die sehr aussagekräftigen Aussendungen zu abonnieren:
Büro des Botschafters
Vertretung des Staates Palästina in Österreich, Slowenien und Kroatien und ständige Beobachtermission des Staates Palästina bei der UN und den internationalen Organisationen in Wien
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Zusammenstellung: Detlef Griesche (Deutsch-Palästinensische Gesellschaft)