Wie Haaretz am 22. März 2017 berichtete, hat der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo sich sehr kritisch über den Charakter und die Auswirkungen der Besatzung auf Israels Existenz geäußert. Israel würde vor den Problemen seinen Kopf in den Sand stecken. Die Besatzung und der Konflikt mit den Palästinensern stelle eine existentielle Bedrohung dar.
„Israel hat sich entschieden, sich nicht zu entscheiden, in der Hoffnung, dass sich der Konflikt von selbst lösen wird – vielleicht werden die Araber verschwinden, vielleicht wird ein kosmisches Wunder geschehen“, sagte Pardo am 20. März 2017 während einer Konferenz am Netanya Academic College. „Aber eines Tages werden wir ein binationaler Staat sein, weil es unmöglich ist, den gordischen Knoten zwischen den beiden Völkern anders zu lösen.“
Pardo weiter: „Die Besatzung ist eine tickende Zeitbombe.“ Trotz des vollständigen Rückzugs aus Gaza würde die Verantwortung bei Israel bleiben. Israel sei weiterhin für die humanitäre Situation verantwortlich. Gaza sei heute der Ort mit den größten Problemen in der Welt. Israel müsse sich entscheiden. „Das Leben mit alternativen Fakten ist eine Katastrophe für die zionistische Vision.“
Der jetzige Mossad-Chef Yossi Cohen wollte die Ansichten seines Vorgängers nicht bestätigen. Für ihn sei es der Iran, der die größte Bedrohung für Israel darstelle. Der Iran habe seine nuklearen Ambitionen nicht aufgegeben, und er versuche nach wie vor, den Nahen Osten zu destabilisieren.
Sönke Hundt
Der Artikel von Haaretz hier: http://www.haaretz.com/israel-news/1.778650
Wissen alle Leser/innen, wer oder was „Mossad“ ist? Laut Wikipedia ist Mossad „der israelische Auslandsgeheimdienst. Er ist in seiner Funktion vergleichbar mit der US-amerikanischen Central Intelligence Agency oder dem deutschen Bundesnachrichtendienst. Der Mossad gilt als einer der bestinformierten Geheimdienste der Welt. Neben dem Mossad gibt es in Israel den Inlandsgeheimdienst Schin Bet und den Militärgeheimdienst Aman und gab es früher auch einen 1986 aufgelösten vierten Geheimdienst (Lakam), welcher zur Unterstützung des israelischen Nuklearprogramms gegründet worden war.“ – Wie sind die Äußerungen eines ehemaligen Geheimdienst-Chefs zu bewerten und zu gewichten? Propalästinensisch??? Doch wohl kaum. Warnt er doch explizit vor einer „Katastrophe für die zionistische (!) Vision“.