Eine neue Denkschrift der EKD und was dagegen gesagt werden muss

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland EKD, die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) haben im September 2017 eine „Information“ mit dem Titel „Antisemitismus – Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen tun können“ veröffentlicht. Es ist also eine von der höchsten institutionellen Ebene der evangelischen Kirchen in Deutschland „abgesegnete“ Schrift, die den Gemeinden Orientierung und Handlungsanleitung zugleich geben soll. Sie bezieht, wie es in der Schrift heißt, „Position – aus historischer Verantwortung für jahrhunderlanges kirchliches Versagen, aber auch aus theologischer Überzeugung.“

Gehen die Repräsentanten der Kirchen jetzt besser mit ihrer historischen Verantwortung um? Nach Meinung des Theologen und Vizepräsidenten der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG) Martin Breidert ist die Schrift einseitig, unterstütze ausschließlich die Position des Zentralrats der Juden in Deutschland und – schlimmer noch – sei geeignet sein, Vorurteile gegen Zuwanderer aus muslimischen Ländern zu befördern.

„Es fällt auf“, schreibt Breidert, „dass in dieser EKD-Schrift ebenso wie bereits früher in der EMOK-Stellungnahme zur palästinensischen Kairos-Erklärung oder in den Beschlüssen der Rheinischen Kirche von 1980 oder 2016 jeglicher Bezug zu den Leiden der Palästinenser fehlt: Nakba, Annexion palästinensischen Landes, Hauszerstörungen, Beschränkung der Bewegungsfreiheit durch Checkpoints, Administrativhaft, Mauer/Sperranlage, Blockade des Gazastreifens, sog. Siedlungsbau, Zwei-Klassenrecht (Zivilrecht für jüdische Siedler, Militärrecht für Palästinenser). Was ist das für ein jüdisch-christlicher Dialog, der die Palästinenser ausblendet und das real existierende Judentum der Siedler verschweigt?

Die EKD- Schrift erweist sich als eine Gefälligkeitsschrift für den Zentralrat der Juden in Deutschland, die in ihrer Einseitigkeit und Einäugigkeit unangenehm auffällt.“

Martin Breidert hat seine Stellungnahme an den Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm, Landesbischof Ulrich und Kirchenpräsidenten Schad sowie an epd, Publik Forum, Junge Kirche und die Zeitschrift zeitzeichen geschickt. Hier der vollständige Text.

 

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in allgemein von . Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert