Nach der großen Demonstration vor zwei Wochen mit mehr als 5000 Teilnehmern hatten sich heute, 8. August 2014, um 17 Uhr nur ungefähr 250 Menschen zu einer Kundgebung vor dem Überseemuseum eingefunden. Aufgerufen hatte die Deutsch-Palästinensische Gemeinschaft (DPG), die als Organisation bisher nicht in Erscheinung trat und nach Selbstauskunft für alle palästinensischen Gruppierungen, also vor allem Fatah und Hamas, sprach. So wie in der palästinensischen Regierung die ehemals verfeindeten Parteien jetzt eine Einheitsregierung in Palästina bilden, sollte auch in Deutschland, so die DPG, die Zusammenarbeit an erster Stelle stehen.
Am Anfang verlas ein Sprecher die Auflagen, so wie sie mit der Polizei vorher ausgehandelt worden waren: keine Waffen, keine harten Gegenstände, kein Feuer. Kein Verbrennen von Fahnen, Gegenständen oder Puppen. In Wort, Bild und Schrift keine Gewalt,keine Beleidigung und keine Volksverhetzung. Und: nur palästinensische Fahnen!
Die Teilnehmer hielten sich peinlich genau an die Absprachen bzw. an die polizeilichen Auflage, so dass der Polizeibericht schon am frühen Abend den friedlichen Verlauf der Kundgebung vermelden konnte. An irgendwelchen Provokationen hatten die Veranstalter nicht das geringste Interesse, wollen sie doch vor allem die deutsche Öffentlichkeit erreichen und auf die Leiden der Palästinenser aufmerksam machen.
Es fiel auf, dass viele Frauen, Kinder und Jugendliche gekommen waren. Nach verschiedenen Rednern erhielt ein kleiner Junge das Wort und rezitierte, manchmal den Tränen nahe, ein Gedicht. Auch ein nur einige Jahre älteres Mädchen sprach Worte, die alle bewegte. Man muss wissen, dass die hier lebenden Palästinenser in der Nacht die Sendungen von arabischen Fernsehsendern verfolgen, die, wie mir berichtet wurde, Bilder von den zerstörten Häusern und verletzten und getöteten Menschen zeigen, die hier keinem Zuschauer von deutschen TV-Sendern zugemutet werden. Die Opferzahlen wurden immer wieder genannt: auf palästinensischer Seite 1894 Menschen, darunter die meisten Zivilisten; und auf israelischer Seite 64 Soldaten und drei Zivilisten. Inzwischen haben sich die Zahlen, nachdem der Waffenstillstand schon wieder beendet ist, weiter erhöht.
Sönke Hundt