Auf dem Weg in den nächsten Gaza-Krieg? »Russell-Tribunal« fordert EU auf, Assoziierungsabkommen Israels bis zu einer Friedenslösung auszusetzen
Von Norman Paech
Im Gazastreifen werden mühsam die Trümmer des letzten Krieges beseitigt. Das wird lange dauern. Noch länger wird der Wiederaufbau dauern, für den 30 Staaten auf einer Geberkonferenz Mitte Oktober in Kairo 4,3 Milliarden Dollar versprochen haben. Wir haben das gleiche Szenario schon einmal gehabt. Nach dem Krieg zur Jahreswende 2008/2009 spendeten die Staaten, die das Massaker ebenso gleichgültig verfolgt hatten wie die erneute Zerstörung von Gaza in diesem Jahr, etwa die gleiche Summe für den Wiederaufbau. Geld spielt nie eine Rolle, wenn es darum geht, die Ruinen, die Israels Armee hinterlässt, zu beseitigen. Es konnte jedoch nur zu einem Bruchteil abgerufen werden, weil Israel keinen freien Warenerkehr mit Gaza zulässt.
Das »Russell-Tribunal zu Palästina« hat bereits im September die Ergebnisse seiner Untersuchungen und Anhörungen über den dritten Krieg gegen die Palästinenser in Gaza publiziert. Die Öffentlichkeit in Deutschland hat davon bis heute nichts erfahren. Dabei hat Israel mit seiner »Operation Protective Edge«, wie das Bombardement vom 8. Juli bis 26. August genannt wurde, ein alles Bisherige übertreffendes Maß an Gewalt und Zerstörung entwickelt. Über 700 Tonnen Sprengstoff, das sind zwei Tonnen pro Quadratkilometer, explodierten in Gaza. 2.188 getötete Palästinenser sind zu beklagen, davon mindestens 1.658 Zivilisten. Hinzu kommen 11.200 Verletzte. 18.000 Wohnungen wurden zerstört, das sind 13 Prozent aller Wohneinheiten, 110.000 Einwohner wurden obdachlos. 17 der 32 Krankenhäuser wurden beschädigt, sechs vollkommen zerstört. Die Wasserversorgung wurde stark beschädigt. Die Zerstörung des einzigen elektrischen Kraftwerkes hat dazu geführt, dass die Bevölkerung des Gazastreifens täglich über noch maximal vier Stunden Strom verfügt…
Der ganze Artikel hier: junge Welt v. 17.12.14