Die direkten und indirekten Folgen der israelischen Besatzung strangulieren die palästinensische Wirtschaft. Die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) liefert seit Jahren gründliche Berichte über die katastrophalen Auswirkungen der Politik Israels in den besetzten Gebieten (Westbank) und den Gaza-Streifen. In ihrem jüngsten Bericht vom 6. September 2016 wird der Schaden zum ersten Mal mit Zahlen unterlegt, die „erschütternd“ sind. Der Report listet die unterschiedlichen Behinderungen der palästinensischen Ökonomie auf: Bewegungseinschränkungen, Zerstörungen, Expansion der Siedlungen, Beschlagnahmung von Land, Wasser und anderen natürlichen Ressourcen u.v.a.m. Die Folgen sind chronische Armut, hohe Arbeitslosigkeit, eine ernste Ernähgungskrise sowie eine hohe Säuglingssterblichkeit.
Der Bericht („The staggering economic cost of occupation: The Palestinian economy would be at least twice as large without Israeli occupation“) enthält eine lange Liste der Schäden und ihrer Ursachen. Zusammenfassend heißt es: „Ohne die Besatzung ließe sich das Bruttoinlandsprodukt in den Palästinensergebieten ganz leicht verdoppeln.“ Der „Vandalismus“ wird als ein besonderes Problem benannt. Es wären seit Beginn der Besatzung vor fast fünfzig Jahren mehr als 2,5 Millionen Bäume, darunter allein 800.000 Olivenbäume zerstört worden.
Wie immer, weist Israel alle Vorwürfe kategorisch zurück. Der UNCTAD-Bericht, so ist in der Süddeutschen Zeitung v. 7. September 2016 zu lesen, sei „voller Halbwahrheiten und bösartiger Lügen“. Der israelische UN-Botschafter Danny Dannon habe den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon aufgefordert, sich von dieser „Verzerrung der Wahrheit“ zu distanzieren. Die Schuld liege allein bei der Politik des Terrors seitens der Palästinenser, so ein Sprecher des Jerusalemer Außenministeriums gegenüber der SZ: „Wenn die Palästinenser nicht in Terror und Gewalt investieren würden, sondern in Wirtschaft und Bildung, dann wäre ihre Gesellschaft reicher und erfolgreicher als jetzt.“ Als Beispiel verwies er auf den Gazastreifen, wo die Hamas „Hunderte Millionen Dollar in den Tunnelbau statt in Perspektiven für die Bevölkerung“ investiert habe.
Sönke Hundt
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Haaretz v. 07.09.2016