Gerechnet hatten die Veranstalter mit 40 Interessierten, für die alles vom Team des „DETE“ vorbereitet worden war. Als dann klar wurde, dass der Andrang auf ca. 120 Besucher und Besucherinnen angewachsen war, wurde schnell umorganisiert. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es dann los.
Film: „Palästina – ein Land wird in Stücke gerissen!“
Die aktuellen politischen Einigungsprozesse unter den Palästinensern, der Hamas im Gaza-Streifen und der Fatah im Westjordanland, motivierten viele friedensbewegte Bremer Bürger, sich in der DETE aus erster Hand zu informieren. Zuerst wurde das Video „Palästina – ein Land wird in Stücke gerissen!“ (hier auf youtube) gezeigt. Die mehrtägigen Reiseeindrücke in das “Heilige Land” und Ergebnisse der Gespräche mit Menschen aus vielen palästinensischen, israelischen und kirchlichen Organisationen, Initiativen und NGOs sind in dem Video von Prof. Sönke Hundt in verdichteten, gut strukturierten Sequenzen zusammengefasst. Mit viel Beifall reagierte das Publikum auf den Videofilm.
Berichte über Palästina und Israel
Im zweiten Teil der Veranstaltung erzählte Arno Hopp von seinen Reiseeindrücken in Ostjerusalem, Ramallah, Hebron und im Westjordantal. Beeindruckend die Fotos der repressiven Politik der Zerstörung palästinensischer Häuser und Landwirtschaftsflächen durch israelisches Militär und die anschließende Inbesitznahme und Besiedlung von Flächen innerhalb palästinensischer Enklaven durch israelische Siedler.
Mit Bildern über den unterschiedlichen Zugang und Verfügung von Wasserressourcen, z.B. die verschwenderische Nutzung von Wasser für nicht genutzte Swimming-Pools in israelischen Siedlungsgebieten und Entzug von Wasser für die Bewässerung palästinensischer Landwirtschaftsflächen wurde der Titel der VA: „Palästina – ein Land wird in Stücke gerissen“, hervorragend dokumentiert. Mit historischen Übersichten und weiteren Fotos belegte Arno Hopp, wie die Menschen- und Existenzrechte der Palästinenser zunehmend in kleinen Enklaven begrenzt werden. Durch die Einteilung von A, B und C- Zonen und mit bis zu 9 Meter hohe Betonmauern werden die marginalisierten ökonomischen Grundlagen in den verbliebenen palästinensischen Autonomiegebieten weiter beschnitten.
Sönke Hundt folgte und versuchte, über den Staat und die Gesellschaft Israel zu berichten. Die Gesellschaft in Israel wäre alles andere als homogen. Sie wäre tief gespalten, von den ultra-orthodoxen Jüdinnen und Juden über die national-religiösen Siedler bis hin zu dem großen Teil säkular eingestellter Israelis, die sich einen liberalen, sozialen und vor allem einen mit seinen Nachbarn in Frieden lebenden Staat wünschten.
Mit Fotos und persönlichen Erläuterungen wurden vom Referenten die religiösen Wurzeln der drei großen Weltreligionen – des Judentums, des Christentums und des Islams – im „Heiligen Land“ dokumentiert. Hervorgehoben wurde die politische Bedeutung des religiösen Einflusses der orthodoxen Juden, die kürzlich mehrere Hundertausend Menschen zu einer Großemonstration (600 000 nach ihren eigenen Angaben) mobilisieren konnten. Diesen Eindrücken wurden die symbolischen Versöhnungsgesten des Papstbesuches gegenübergestellt, der mit seinem Besuch religiös historischer Orte im Heiligen Land sich nicht nur pauschal für den Frieden, sondern für einen gerechten Frieden in Nahost, also das gleichberechtigte Zusammenleben aller Glaubensgemeinschaften und des demokratischen Zusammenlebens von Arabern und Israelis ausgesprochen hat.
Auf ihrer Reise begegneten Arno Hopp und Prof. Sönke Hundt vielen engagierten Menschen, die sich für eine friedliche, gleichberechtigte Entwicklung und eine Versöhnung in diesem zerrissenen Land einsetzen. Durch die von Pax Christi im März 2014 organisierte Reise wurden neue persönliche und politische Kontakte nach Bremen geknüpft. Mit der Auftaktveranstaltung des Nahostforums Bremen im DETE wurde die politische Aufklärungsarbeit über die komplizierte Entwicklung im Nahen Osten in Bremen belebt. (Mehr Informationen über ihre Reise nach Israel/Palästina finden sich dem informativen Bericht.)
Überflüssige Auseinandersetzungen im Vorfeld
Die anschließende Diskussion war lebhaft. Obwohl es im Vorfeld der Veranstaltung zu Beeinträchtigungen gekommen war. So hatten jüngere Mitarbeiter der Linksfraktion in der Bürgerschaft während der Europa-Nachwahlparty, die am 25. Mai 2014 und ebenfalls im DETE stattgefunden hatte, Plakate abgerissen und die Veranstalter pauschal als antisemitisch beschimpft. Von etwas besonneren LINKE-Mitgliedern wurde die Aktion gestoppt, die Plakate wieder angeklebt und die jungen Aktivisten aufgefordert, sich doch lieber in eine sachliche und inhaltliche Diskussion zu begeben. Nur: an dem Abend der Veranstaltung hatten sie es leider vorgezogen, nicht zu erscheinen. – Ein dumpfes antinationales Gefühl ersetzt keine sachlichen Argumente und überzeugt niemanden!
Einige kritische Anmerkungen wären an dem Abend durchaus am Platz gewesen. Den beiden Referenten und dem gezeigten Film merkte man ihre Empathie für die palästinensische Sache deutlich an. Ihre Kritik an der israelischen Gesellschaft, ihrem Siedler-Kolonialismus mitsamt ihren deutlichen theokratischen Tendenzen ebenfalls. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Strategie der maßgeblichen Kräfte der Palästinenser, also der Fatah, der Hamas und noch radikaleren muslimischen Gruppen, sowie eine Einbeziehung der „politischen Emanziationsbestrebungen des arabischen Frühlings“ fehlte an dem Abend völlig. Insofern war der Abend zwar sehr interessant, aber auch etwas einseitig.
Das überraschend große Interesse ist m. E. auch darauf zurückzuführen, dass das „Kultureinrichtungshaus DETE“ als Veranstaltungsort in der Neustadt gewählt und im Umfeld dafür intensiv mit Plakaten und über Webseiten, e-mail-Verteilern und Facebook geworben wurde. So waren an diesem Abend viele jüngere Gesichter zu sehen und nicht nur die bei solchen Veranstaltungen überwiegenden „üblichen Verdächtigen“.
Wilfried Schartenberg, Sprecher vom Kreisverband Links-der-Weser der LINKEN
Quelle (mit freundlicher Genehmigung): Website des Kreisverbands LdW
Wer sich der Illusion hingibt, es gebe „drei große Weltreligionen, das Judentum, das Christentum und den Islam“, vergißt den Buddhismus und damit Asien. Die Zukunft, auch unsere, wird rasch zunehmend aus Asien bestimmt, womit der Buddhismus eine immer größere Bedeutung im Konzert der großen Religionen bekommt. Und er wird auch gebraucht: Judentum und Islam sind tief verfeindet, das Christentum läßt sich längst in diesen Konflikt hineinziehen, nachdem es selbst jahrhundertelang die Judenverfolgung gründlichst betrieben hat.
Nur von außen, vielleicht von China, kann der gordische Knoten des Palästina-Problems vorsichtig aufgeknotet werden, mit buddhistischer Geduld und asiatischem Pragmatismus. Die Konfliktparteien selbst haben jahrzehntelang bewiesen, daß sie unfähig sind, ihr Problem selbst zu lösen.