Orna Akad, die israelische Schriftstellerin, Stückeschreiberin und Theaterregisseurin ist zur Zeit mit ihrem ersten Roman „Wadi Milech“ auf Lesereise in Deutschland. Der Roman ist im Sommer 2012 im Verlag Hakibbutz Hame‘uchad in Israel und jetzt auch auf deutsch (im AphorismA-Verlag) erschienen. Das Buch war einer der zwölf Nominierten für den Sapirpreis 2012, den wichtigsten Buchpreis in Israel.
Der Roman erzählt eine tragische Liebesgeschichte zwischen Ajat, einer 17-jährigen Schülerin aus dem kleinen palästinensischen Ort Furadiss in der Nähe von Haifa und ihrem (jüdischen) Lehrer. Ihr Vater hatte sich entschlossen, seine Tochter – entgegen allen Regeln in ihrem Dorf – auf die jüdische Schule zu schicken, um besser hebräisch zu lernen. Sie verliebt sich dort in den Lehrer Shaul, der ihre Liebe erwidert. Die Romanhandlung ist eingebettet in die sehr realen Geschehnisse während der 2. Intifada. Auch in ihrem Dorf wird demonstriert und von den israelischen Polizisten scharf geschossen. Shaul, der Lehrer, war aus den USA, nach Israel zurückgekerht, weil er sich große Hoffnungen auf einen Friedensprozess, wie vom neuen Ministerpräsidenten Ehud Barak versprochen, gemacht hatte.
Der Roman „zeichnet ein vielgestaltiges Bild der zerrissenen iraelischen Gesellschaft(en) – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Politik und Religion, Macht und Ohnmacht.“ (Verlagsankündigung)
Orna Akad kam am 23. Oktober 2018 in die Villa Sponte in Bremen, um von ihrem Roman und ihrem bewegten Leben zu erzählen. Sie ist mit einem Palästinenser verheiratet und hat zwei Kinder und lebt also in den beiden Welten in Israel, der hebräischen und der arabischen. Orna Akad hat als Augenzeugin miterlebt, wie ein Unbeteiligter bei einer der vielen Demonstrationen während der 2. Intifada erschossen wurde.
Die Schriftstellerin und Regisseurin zeigte Fotos und Filmausschnitte von ihren Theateraufführungen, u.a. einen langen Monolog von Ajat, der Schülerin aus ihrem Roman, der als Theaterstück aufgeführt wurde. Anette Klasing, die auch den Besuch in Bremen organisiert hatte, las einige längere Passagen aus dem Roman auf deutsch. Sönke Hundt übernahm die Übersetzungen. Es wurde ein bewegender und interessanter Abend mit einer langen und lebhaften Diskussion.
Für die Einladung nach Bremen und die Organisation des Abends hatten sich zusammengetan: Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Bremen e.V., Israelisches Komitee gegen Hauszerstörung (ICAHD), AK Nahost Bremen, Bremer Friedensforum, Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), Kairos Palästina Solidaritätsnetz Gruppe Bremen und das Bremer Literaturkontor.
Sönke Hundt