Gerhard Fulda: „Regime Change – der deutsche Abschied vom Völkerrecht“

Am 23. Mai 2019 hielt Dr. Gerhard Fulda im Bürgerhaus Weserterrassen einen spannenden Vortrag über „Regime Change – Der deutsche Abschied vom Völkerrecht“. Die gut über 50 Anwesenden waren trotz der Beeinträchtigung der Tonqualität durch die Headset-Anlage sehr beeindruckt und diskutierten im Anschluss noch über eine Stunde mit dem Referenten aus Berlin. Dr. Fulda war lange Jahre Botschafter für die Bundesrepublik Deutschland in verschiedenen Staaten des Nahen Ostens und in Indonesien. Die Arbeit an seiner Dissertation über die Sozialreformen Gamal Abdel-Nassers hatte den Juristen Gerhard Fulda zwischen Herbst 1964 und Frühjahr 1966 schon früh nach Ägypten geführt. Zusammen mit seinen späteren Auslandsverwendungen im diplomatischen Dienst hat er insgesamt 12 Jahre in der arabischen bzw. islamischen Welt gelebt und gearbeitet.  Die Stationen waren Marokko, Saudi-Arabien, wiederum Ägypten und schließlich bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 2004 als Botschafter in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten islamischen Land.

Nach seinem Eintritt in den Ruhestand führte er zwölf Jahre lang eine kommerzielle Galerie mit antiker islamischer Kunst. In den letzten fünf Jahren hat er zahlreiche Artikel aus dem Themenbereich Politik und Völkerrecht im Nahen Osten veröffentlicht. Er ist zivilgesellschaftlich engagiert als Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG), Gründungsmitglied des Bündnisses zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.  (BIB) und Mitglied im Beirat der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft.

Dr. Fulda diskutierte die Konflikte im Nahen Osten und weiteren Staaten in der Welt wie aktuell in Venuzuela u.a. als Völkerrechtler und doch für jeden politisch Interessierten ohne juristische Ausbildung leicht nachvollziehbar. Vereinfachend gesagt, ging es um die Rolle der Moral in der Außenpolitik. Er beschäftigte sich mit dem Diktum „Wir können doch nicht zusehen, wie diese Regimes ihre eigenen Leute umbringen!“ Das führte ihn folgerichtig zu der grundsätzliche Frage, ob eine so begründete Außenpolitik zur Befriedung oder zum Krieg führt? Wollen wir eine vom Völkerrecht verbotene Politik des regime change betreiben? Syrien war für Gerhard Fulda das Musterbeispiel verfehlter äußerer Einmischung in innere Konflikte. Er scheute sich nicht, einseitig zu bleiben und blieb seinem Ruf treu, gegen den Strich zu argumentieren.

Nachdem Dr. Fulda seinen spannenden und höchst differenzierten Vortrag nunmehr auf den NachDenkSeiten in leicht überarbeiteter Form publizieren konnte, können wir den Vortrag auch auf unserer webside allen zur Verfügung stellen, die den Vortrag verpasst habe.
Dr. Detlef Griesche

Der Vortrag von Gerhard Fulda ist in leicht veränderter Form auf den NachDenkSeiten am 5. Juni 2019 veröffentlicht worden.

Georg Maria Vormschlag (Arbeiterfotografie) hat die Veranstaltung auf Video dokumentiert, es kann hier angesehen werden.

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