Boykott – kein Eiscreme für illegale Siedler

Ausriss aus Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.07.2021

Eigentlich ist etwas passiert, was entsprechend den völkerrechtlichen Normen („westliches Wertesystem“) völlig normal sein sollte: ein us-amerikanischer Hersteller von Eiscreme („Ben & Jerry’s“) kündigte an, zukünftig die illegalen jüdischen Siedlungen in der Westbank nicht mehr zu beliefern zu wollen.

Die Reaktion des offiziellen Israels könnte heftiger nicht sein. Die neue Regierung mit Premierminister Naftali Bennet, Außenminister Yair Lapid und Finanzminister Avigdor Liebermann und natürlich auch der neue Oppositionsführer Netanyahu drohten, „mit aller Kraft“ gegen diesen Boykott zu kämpfen. Israels UN-Botschafter Gilad Erdan äußerte sich so: „Wir nehmen diese Entscheidung sehr ernst. Sie bedeutet de facto die Übernahme antisemitischer Praktiken, die Delegitimierung des jüdischen Staates Israels – und sie trägt bei zur Entmenschlichung des jüdischen Volkes.“

Die Haaretz vom 21.07.2021 kommentierte den Vorgang so: Man möge sich doch bitte daran erinnern, dass es sich hier um Eiscreme handele, also um nichts weiter als eine Emulsion aus Wasser, Eis, Milchfett, Zucker und Luft, alles hübsch verpackt in einem Becher. Es gäbe, so der Haaretz-Kommentar, keine Entschuldigung „für eine solche Hysterie“. Und es gäbe keinen Grund für den Premierminister, wieder sofort die Antisemitiskarte zu ziehen und dem CEO von Unilever Konsequenzen anzudrohen. Jeder vernünftige Mensch müsse sich doch die Frage stellen, wie eine Escreme-Firma Hass gegen Juden verspüren könne, wenn sie doch seit zwei Jahrzehnten in Israel Eiscreme herstellt, hier verkauft und das auch in Zukunft zu tun gedenke? Außerdem, das ergänzte noch spiegel-online (v. 20.07.2021), seien die Brüder Jerry Greenfield und Ben Cohen, die das Eiscreme-Unternehmen mal gründeten, selber Juden – und das Ganze wohl nichts als eine PR-Aktion im Sinne ihrer Political-Correctness-Marketing-Strategie.
Sönke Hundt

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