Adania Shibli: Eine Nebensache

Die palästinensische Autorin Adania Shibli hat für ihren Roman „Eine Nebensache“ den LiBeraturpreis 2023 erhalten. Dies gab der Verein Litprom in Frankfurt am Main bekannt. Das im Berliner Berenberg Verlag erschienene Buch handelt von der Vergewaltigung und Ermordung eines Beduinenmädchens durch israelische Soldaten in der Negev-Wüste 1949 und der Aufklärung des Verbrechens durch eine junge Frau Jahrzehnte später. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wird voraussichtlich am 20. Oktober zur Frankfurter Buchmesse verliehen.

Dass Adania Shibli jetzt als palästinesische Autorin den Literaturpreis bekommt, ist angesichts der ausbordenden Antisemitismusvorwürfe gegen alle auf Verständigung orientierten Palästinenser bemerkenswert. Adania Shibli beschreibt in literarischer Kunstform unhaltbare Verhältnisse im besetzten Palästina. Weiterlesen

Warum die deutsche Erinnerungspolitik gescheitert ist – eine Buchbesprechung von Hermann Dierkes

In seinem neuen Buch unterzieht Arn Strohmeyer das offizielle Gedenken an den Holocaust einer radikalen Kritik

Hermann Dierkes

Die Unterdrückung der Palästinenser durch den israelischen Kolonialstaat, die seit Monaten wieder zahlreiche Opfer und Tote fordert, seine anhaltende Unterstützung durch Bundesregierung, EU und ”westliche Welt” und ihre buchstäblich blinde Ergebenheit gegenüber der israelischen Regierungsposition noch vor den zum x-ten Male wiederholten Wahlen in diesem Land zählt mit zu den schlimmsten weltpolitischen Skandalen unserer Zeit. Umso wichtiger sind Positionierungen und Publikationen, die sich dagegenstemmen, die jeweiligen Interessen offenlegen, Verantwortlichkeiten benennen und für einen völkerrechtskonformen und moralisch haltbaren Ausweg plädieren. Weiterlesen

Adania Shibli: Eine Nebensache (eine Buchbesprechung)

Adania Shibli: Eine Nebensache (Roman), Berenberg – Verlag, Berlin 2022

Dieses deutsche Debüt eines Romans von der 1974 geborenen Palästinenserin aus Ramallah hat schon in manchen Rezensionen in den Feuilletons großer deutscher Medien zu sehr begeisterten Zustimmungen geführt. Und dies obwohl im ersten Teil des Buches zwar distanziert und sachlich ein sehr reales unglaubliches Verbrechen israelischer Soldaten aus dem Jahr 1974 beschrieben wird, bei dem eine Gruppe israelischer Soldaten bei einer Begegnung mit einer Gruppe Beduinen erst die Männer erschossen und dann ein junges Beduinenmädchen erst vergewaltigte und dann tötete. Weiterlesen

Über ein Volk ohne Staat

Die Nahost-Expertin Muriel Asseburg, die am 24. Februar 2022 auf einer Zoom-Veranstaltung des AK Nahost Bremen sprechen wird, erzählt in ihrem neuen Buch „Palästina und die Palästinenser – Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart“ eine andere Geschichte über das Land zwischen Mittelmeer und Jordan-Fluss. Es geht um Kriege, Aufstände und Friedensinitiativen und über die palästinensische Selbstverwaltung.

Die Balfour-Deklaration von 1917 ist natürlich der Ausgangspunkt ihrer Analyse. Ein britischer Außenminister verspricht hier einem britischen Zionisten den Aufbau eines Staates in einem Gebiet, in dem zu über 90 Prozent Nichtjuden leben. Mit dem Untergang des osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg übernahm – allen heeren Grundsätzen des Völkerrechts vom Selbstbestimmungsrecht der Völker zum Trotz – nicht etwa die lokale Bevölkerung die politische Herrschaft in Palästina, sondern die vom Völkerbund eingesetzte britische Mandatsmacht. Weiterlesen

Sarah El Bulbeisi: Tabu, Trauma und Identität. Subjektkonstruktionen von Palästinenserinnen in Deutschland und der Schweiz, 1960-2015

Buchrezension: Dr. Detlef Griesche, Dez. 2021

Dieses auf der Basis einer Promotion entstandene Buch füllt in zweierlei Hinsicht eine Lücke in der Literatur zu Palästina/ Israel aus. Es werden zum einen im Gegensatz zu den meisten bekannten Studien und Publikationen, die vor allem die Situation und die Probleme in Palästina und Israel behandeln, sowie die Diskussion über Antisemitismus und BDS in Deutschland, die Probleme von Jugendlichen mit palästinensischem Migrationshintergrund in Deutschland und der Schweiz erforscht und zum zweiten wird damit verbunden ein Beitrag zu psychotherapeutischen Fragen von grundsätzlicher Bedeutung für Jugendliche mit Migrationshintergrund angesichts ihrer von Vertreibung und Unterdrückung geprägten Familiengeschichten ganz allgemein geleistet. Weiterlesen

Jeff Halper: „Decolonizing Israel, Liberating Palestine“

Jeff Halper, der Direktor des ICAHD, beschreibt in diesem Aufruf, warum es wichtig ist, das Buch „Decolonizing Israel, Liberating Palestine“ aus dem Englischen ins Arabische zu übersetzen.

Es ist von großer Bedeutung, dass Texte und Bücher mit antikolonialen Inhalten ins Arabische übersetzt werden. Weil es der Solidaritätsbewegung und dem gemeinsamen Kampf für die Schaffung einer echten Demokratie im historischen Palästina sehr helfen würde. Das gilt auch umgekehrt. Übersetzungen von Texten und Büchern palästinensischer und arabischer Autoren ins Englische bzw. Hebräische sind ebenfalls selten. Nur wenn mehr politische Texte übersetzt werden und allgemein zugänglich sind, wird der Wunsch der Palästinenser nach Freiheit und nach einer neuen Gesellschaft begreifbar und wahrgenommen. Weiterlesen

Helga Baumgarten: Kein Frieden für Palästina. Der lange Krieg gegen Gaza. Besatzung und Widerstand

Ein neues Buch zu den Hintergründen des Mai-Kriegs.
Helga Baumgarten, Kein Frieden für Palästina. Der lange Krieg gegen Gaza. Besatzung und Widerstand, Wien: Promedia 2021. ISBN: 978-3-85371-496-6

Am 12. Mai dieses Jahres wurde Helga Baumgarten, emeritierte Professorin der Universität Birzeit, im ZDF-Mittagsmagazin zu den seinerzeit laufenden Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern interviewt. Sie wies erstens – langfristig – auf die schon mehr als 50 Jahre dauernde Besatzung mit ihrer ständigen Unterdrückung und Einzwängung der Palästinenser durch die Besatzungsmacht und den daraus resultierenden Groll und zweitens auf den unmittelbaren Anlass hin: die Sperrung des Areals vor dem Damaskustor ausgerechnet im Ramadan und die israelischen Angriffe auf den Tempelberg mit seinen islamischen Heiligtümern. Weiterlesen

Wie Palästina in israelischen Schulbüchern dargestellt wird

Primitiv, unterwürfig, abartig, kriminell, blutrünstig und böse“ – „ein Problem, dessen man sich entledigen muss“. Wie israelische Schulbücher Palästinenser beschreiben / Die Analyse von Nuri Peled-Elhanan liegt jetzt auch in deutscher Übersetzung vor

Arn Strohmeyer

Eine wissenschaftliche Analyse von Schulbüchern wird in erster Linie Pädagogen ansprechen, Leute eben, die beruflich mit dem Thema zu tun haben. Im Fall Israel ist das anders. Denn Israel ist ein Weltanschauungsstaat und in seinen Schulbüchern wird vor allem die zionistische Ideologie vermittelt. Da diese Vermittlung von der Staatsgründung 1948 an mit höchster Intensität betrieben wurde, verwundert es nicht, dass die Gleichschaltung in diesem Staat so gut wie vollständig gelungen ist und entsprechende politische Folgen zeitigte. Weiterlesen

Omri Boehm: Israel – Eine Utopie

Omri Boehm ist einer der bedeutendsten neueren israelischen Forscher und Philosophen. Er besitzt die deutsche und die israelische Staatsbürgerschaft, wurde in Haifa (Israel) geboren, hat in München und Berlin geforscht und lebt heute in den USA , wo er und eine Professur für Philosophie an der New School for Social Research inne hat. Eva Illouz schrieb über ihn, „sein Blick verfügt über die Schärfe des Fremden und das Mitgefühl des Zugehörigen. Dieser Doppelcharakter verleiht seiner Position ungewöhnliche moralische Kraft und gedankliche Klarheit.“

Omri Boehm plädiert dafür, angesichts der nicht nur aus seiner Sicht gescheiterten Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina Weiterlesen