Charlotte Wiedemann: Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis

Charlotte Wiedemann, Autorin von Büchern, Essays und Reportagen zu internationalen Themen – viele Jahre mit dem Schwerpunkt „Islamische Lebenswelten“, sprach auf Einladung des Arbeitskreises Nahost im Bremer Überseemuseum von begangenem Unrecht kolonialer Staaten, das Menschen anderer Nationen angetan, aber nie aufgearbeitet wurde, so der deutsche Kolonialismus und der Bereich Israel/Palästina.

Die Referentin berichtete, dass der deutsche Kolonialismus viele Opfer hinterlassen hat, so viele wie die der Ermordung von Jüdinnen und Juden in Auschwitz/Birkenau: eine Million Menschen.  Diese Zahl war den Zuhörer*innen bisher unbekannt. Aus Tagebüchern niederländischer Soldaten von 1947 ist zu erfahren, dass von niederländischem Militär mehrere hundert Indonesier grundlos erschossen wurden, und die Soldaten wurden nie zur Rechenschaft gezogen.

Die Referentin kam auch auf den Kolonialismus Israels zu sprechen. Bei der Staatsgründung Israels wurden 500 palästinensische Dörfer zerstört, 750.000 Palästinenser, Männer, Frauen, Kinder wurden vertrieben, palästinensisches Eigentum wurde geplündert bzw. angeeignet. Auf dieses von den Palästinensern als „Nakba“ bezeichnete Unrecht hinzuweisen, wird in Deutschland oft berets als Antisemitismus verstanden. Ursprünglich waren 45 Prozent der Bevölkerung Israels arabisch, heute sind es nur noch 20 Prozent. Das Verbrechen der Shoa hindert besonders die Deutschen daran, das Unrecht Israels zu benennen, „Die Palästinenser aber“, so Wiedemann, „müssen die Schuld der Deutschen bezahlen.“

„Den Schmerz der anderen zu begreifen“, ist eine erste Möglichkeit auf dem Weg, eine andere Welt zu schaffen.

Dr. Detlef Griesche vom Arbeitskreis Nahost und von der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Bremen moderierte die Veranstaltung, die auch das Bremer Friedensforum mitveranstaltet hat.
Hartmut Drewes

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