Clemens Messerschmid in Bremen

Clemens Messerschmid ist der Wasserexperte für Palästina und Israel. Erst am 15. August 2016 lief im Bayrischen Rundfunk, später in großen Teilen übernommen von den Tagesthemen und sogar der Tagesschau, ein ziemlich ausführliches Interview mit ihm, das vom ARD-Büro in Tel Aviv produziert worden war. Titel „Der ewige Kampf ums Wasser“. Die Israel-Lobby reagierte umgehend. Die Bild-Zeitung (am 16.08.16) monierte „die simple und einseitige Herangehensweise“, und dass die israelische Seite nicht zu Wort gekommen sei. Ulrich W. Sahm, der früher öfter mal im Weserkurier geschrieben hat, fuhr (in Honestly Concerned am 14.08.16) gleich gröbere Geschütze gegen den ARD-Beitrag auf: es wären Behauptungen ohne jegliche Beweise, die aufgestellt würden. Verschwiegen würde, „dass Israel heute etwa ein Drittel mehr Wasser in die palästinensischen Gebiete pumpt, als in den Oslo-Verträgen festgelegt. Außerdem würden palästinensische Bauern weiterhin kostbares Trinkwasser in „traditionell verschwenderischer Weise für ihr Gemüse auf den Feldern (vergeuden)“. Außerdem würden die Palästinenser ihre Wasserrechnungen nicht bezahlen. Dass Israel dim Überseemuseumennoch weiter liefere, läge am internationalen Druck „und an der Selbstverständlichkeit, dass Israel die Palästinenser weder verdursten noch im Finsteren sitzen lassen wollen“.

Das waren krasse Äußerungen – und das Publikum war gespannt auf eine Diskussion mit Sahm, der an dem Abend in Bremen anwesend war. Er wurde auch von Messerschmid direkt angesprochen und aufgefordert – aber er zog es leider vor zu schweigen. Auch von einigen der anwesenden Mitglieder der Bremer Szene der Antideuschen gab es keine Wortmeldung. Wie so häufig: die unbedingten-Israel-Beschützer können zwar Ressentiments bedienen, verfügen aber über keine Argumente und scheuen sich deshalb, in Diskussionen das Wort zu ergreifen. Die Besatzungspolitik Israels, die jetzt bald 50 Jahre andauert, lässt sich schwerlich verteidigen. Und ein besonders empörendes Kapitel dieser Besatzung ist die Wasserpolitik.

Eine Reihe von Organisationen in Bremen (Deutsch-Palästinensische Gesellschaft DPG, Arbeitskreis Nahost, Israelisches Komitee gegen Hauszerstörungen ICAD, Bremer Informationszentrum für Menschenrecht und Entwicklung biz, Bremer Friedensforum und das Bremer Wasserforum) hatte Clemens Messerschmid nach Bremen zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion ins Überseemuseum eingeladen. Der Saal war voll – und der Referent referierte anschaulich, lebendig, mit vielen Beispielen, Zahlen, Schaubildern und Fotos über die Wasserpolitik des Besatzungsregimes in Palästina, vorwiegend in der Westbank.

Das umfangreiche Referat und die interessante anschließende Diskussion lassen sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Nur soviel: Clemens Messerschmid ist Hydrogeologe. Neben seiner Tätigkeit in lokalen und internationalen Projekten (u.a. für die deutsche GTZ, heute GIZ) zur Erkundung, Erschliessung und Nutzung der örtlichen Grundwasserressourcen, arbeitete er in verschiedenen Zusammenhängen der Projektplanung und Evaluierung. Unter anderem auch in den Wasserwerken von Ramallah, wo er jetzt auch seinen Wohnsitz hat.

In den Debatten über den palästinensischen und israelischen Wasserkonsum wird meist so getan, als handele es sich um zwei gleichberechtigte Partner. Das Problem der Wasserversorgung ist, so Messerschmid im Kern politisch – und kein technisches oder klimatisches Problem. Die Verfügung über das Oberflächenwasser aus den Flüssen und den Seen, sowie der viel wichtigere Zugang zum Grundwasser werde ausschließlich von der israelischen Besatzung bestimmt. Israel beansprucht nicht nur das meiste Wasser für sich – der israelische Staat übt die Kontrolle über das gesamte Wasser in Palästina aus.
Sönke Hundt

Video-Mitschnitt hier.

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Ein Gedanke zu „Clemens Messerschmid in Bremen

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich recherchierte zum Thema Wasser und stieß dabei auf Herrn Clemens Messerschmid. Ich finde ihn großartig!
    „Ewiger Nahost-Konflikt versus Heiliges-Land“, das ist was es ist. Schwache Menschen brauchen Religionen zur Unterstützung ihrer Lebensbewältigung. Sie sind ängstlich, fühlen sich bedroht und bauen Spannung auf.
    Mehr Atheisten nach Jerusalem!
    Mit lieben Grüßen
    Brigitte Steinbauer
    Schafwollverarbeiterin aus Frohnleiten/Österreich

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