„Was jetzt hilft: offener Streit“ (Moshe Zuckermann)

eine spannende Radio-Sendung des WDR

Am 19.10.2018 veröffentlicht
Am 18. Oktober 2018 stellte Moshe Zuckermann in der Berliner URANIA sein neues Buch ´Der allgegenwärtige Antisemit oder Die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit` vor. Im Anschluss konnte Sabine Kebir für Weltnetz TV ein Gespräch mit ihm führen. Es geht darin um den in den letzten Jahren um sich greifenden Missbrauch des Antisemitismusbegriffs, der Judenhass und Kritik an der Besatzungspolitik des ísraelischen Staates identifiziert.So wurde eine Ideologie hervorgebracht, mit der Menschen angegriffen werden, die antiimperialistische Positionen vertreten und Solidarität mit dem palästinensischen Volk manifestieren. Diese Angriffe machen auch vor israelischen Wissenschaftlern und Menschenrechtlern wie Zuckermann nicht Halt, der in etlichen deutschen Städten keine öffentlichen Räume für seine Vorträge mehr nutzen kann. Zur Sprache kommt auch, dass dieser grundfalsch verstandene Antisemitismusbegriff auch in einem sich als links definierendem Milieu, den Antideutschen, ausgebreitet hat. Zugleich gibt sich auch die rechte AfD seit einiger Zeit als Beschützerin der Juden in Deutschland und als Freundin Israels aus, was ausdrücklich die Besatzungspolitik einschließt. Dass diese Freundschaft vor allem auf gemeinsamem Hass auf Muslime beruht, wird daran deutlich, dass der Fraktionsvorsitzende der AfD im Thüringer Landtag, Björn Höcke, eine Wende „um 180 Grad“ in der deutschen Erinnerungskultur an die Shoa angemahnt hat.

Der Missbrauch und die Banalisierung, die der Begriff des Antisemitismus wie auch die Anrufung von Auschwitz erfahren haben, steht – das betont Zuckermann – im Widerspruch zu dem großen Beitrag der Juden für die Emanzipation der Völker und die Demokratie. Zu erinnern ist an Moses Mendelssohn, Heinrich Heine, Karl Marx, Albert Einstein, Theodor Adorno und so viele mehr.

Das Gespräch kommt schließlich auch auf die vom Höchsten Gericht Israels beschlossene, aber noch nicht vollzogene Räumung des Beduinendorfes Khan-al-Ahmar. Hier erläutert Zuckermann die schwieriger werdenden Perspektiven der Zwei-Staatenlösung und unter welchen Bedingungen eine Ein-Staaten-Lösung völkerrechtlich legitimiert werden könnte.


In der ZEIT vom 4. 10. 2018 war auf der Titelseite (!) ein bemerkenswerter Artikel zu lesen: „Kalte Freunde. Das deutsch-israelische Verhältnis ist nur noch an der Oberfläche intakt. Was jetzt hilft: Offener Streit“ https://www.zeit.de/2018/41/deutsch-israelische-beziehungen-benjamin-netanjahu-nahostkonflikt-angela-merkel

Wer noch nie Gelegenheit hatte, Moshe Zuckermann zu erleben, zu hören oder seine Bücher zu lesen, sollte dieses großartige, informative Gespräch hören:

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/redezeit-moshe-zuckermann-100.html Das Gespräch wurde von Thomas Koch kenntnisreich und mit intelligenten Fragen geführt und dauert eine lohnenswerte, knappe halbe Stunde.

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