Aus dem Englischen von Lorenz Oehler
Bilder von Malak Mattar
Vorwort von Pam Bailey (US-amerikanische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin)
Nachwort von Alice Rothchild (jüdische Publizistin und Aktivistin)
Diese gerade im Schweizer Lenos-Verlag erschienene Buch ist etwas wirklich besonderes. 20 junge Palästinenser und Palestinenserinnen haben im Rahmen eines im Jahr 2015 von der US-amerikanischen Journalistin Pam Bailey initiierten Projekts „We are not numbers“ unter der Schirmherrschaft des Euro-Mediterranean Human Rights Monitors Texte auf Englisch für den gleichnamigen Blog verfasst und gepostet. Dies erfolgte unter einem Mentoring durch erfahrene Autoren und Journalisten aus aller Welt. Das Buch ist neben einem die Intention des Projekts erklärendem Vorwort der Initiatorin und einem die Inhalte und Autoren und Autorinnen diese „einzigartigen Mentoratsprojekt in Gaza“ charakterisierendem Nachwort in 3 Hauptkapitel gliedert:
- Die Welt spinnt;
- Ich möchte Gaza mögen, es geht aber nicht,
- Hoffnung. Wenn der Strom nur für wenige Stunden am Tag fließt und sauberes Trinkwasser Mangelware ist, wenn jede Familie Tote zu beklagen hat und Drohnen omnipräsent sind, wenn Arbeitsplätze fehlen und Reisen aufgrund der Blockade ausgeschlossen sind, wenn diplomatische Bemühungen scheitern und Politiker nur streiten, machen sich Ohnmacht und Aggression breit. Doch diese jungen gut ausgebildeten und kreativen Menschen schreiben, um zu überleben: In kurzen Texten und Gedichten berichten sie vom Leben unter Besatzung, von den Nöten und Freuden des Alltags, von Trauer, ihrer Wut und ihren Träumen.
We Are Not Numbers ist ein Hilfeschrei, aber auch ein Triumph der Kreativität. Die Idee war es, die Menschen hinter den Zahlen in den Nachrichten zu zeigen. Es sind Gedichte und Geschichten, die den Menschen im „größten Freiluftgefängnis der Welt“ unter jahrzehntelanger Besetzung ein Gesicht geben sollen, das Kultur statt Gewalt zeigt. Die jungen Autoren und Autorinnen, die alle bereits drei große Kriege mit den Verlusten und Traumata erlebt haben, zeigen, dass junge Leute, „die jedes Recht dazu hätten, deprimiert, gelähmt oder vor Wut ausser sich zu sein, schreibend darum kämpfen, ihre eigene Stimme zu finden und ihre Flügel zu entfalten“, wie es im Nachwort treffend formuliert ist.
Diese authentischen Texte können auf eindrucksvolle wundersame Weise dazu beitragen, Verständnis in der einer Außenwelt zu wecken, wo Gaza und seine Bewohner in unseren Medien größtenteils als gesichtslose Terroristen oder hilflose Opfer präsentiert werden. Das Projekt hatte zum Ziel, „das Gefängnis Gaza zu öffnen, die Belagerung mit Worten zu überwinden, mit Websites, Büchern, Träumen.“ Die Lektüre führt auf diese gelungenen Weg. Die berührenden Texte werden ergänzt durch beeindruckende Bilder der Künstlerin Malak Mattar, die auch schon in mehreren europäischen Galerien ausstellte.
Detlef Griesche
We Are Not Numbers
173 Seiten, Hardcover, mit 16 Abbildungen
ISBN 978-3-85787-492-5
€ 22.50 / Fr. 29.80 (UVP)
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