Susann Witt-Stahl: Zeit der Verleumder. Zur Rechtsentwicklung der Antisemitismusdebatten und Instrumentalisierung des Holocausts
Vortrag mit anschließender Diskussion
Am Donnerststag, den 9. Dezember. 2021; Um: 19.00 Uhr;
Ort: ZOOM-Veranstaltung (online)
»Der Rechtstrend in der westlichen Welt hat bizarre Erscheinungsformen. Linke werden als ›Nazis‹, jüdische Antifaschisten als ›Verräter‹ diffamiert«, hieß es in einem Aufruf zu einer Konferenz mit dem Titel »Zur Zeit der Verleumder« – in Anlehnung an ein Gedicht des österreichischen Schriftstellers Erich Fried. Am 10. Februar 2018 waren deutsche, israelische, palästinensische, britische und US-amerikanische Wissenschaftler, Publizisten, Künstler und politische Aktivisten in Berlin zusammengekommen und hatten vor rund 250 Besuchern die ideologische Instrumentalisierung von Juden, dem Judentum und der jüdischen Katastrophe für die Legitimierung von rechter Machtpolitik, Antikommunismus, Geschichtsrevisionismus und (antimuslimischem) Rassismus analysiert.
09:22 kurzer Kommentar zu den bellizistischen Kräften in der Ampelkoaltion
18:50 zur Methode: „Strukturlogik“ heißt nicht einfach: willentliche und gut orchestrierte Steuerung durch Eliten
31:02 Wie kam es dazu, dass man die Opfergeschichte instrumentalisierte
33:09 1968: Erich Fried war damals eine Art Gallionsfigur der „Neuen Linken“
38:56 1991: Enzensberger bezeichnet Saddam Hussein als den „Mega-Hitler“
51:08 Die Rechte hat nach 1945 ein Problem: die untilgbare „Schande“ der Judenverfolgung
56:49 Aus den neokonservativen Denkfabriken der USA
1:06:33 Antideutsche demonstrieren gegen die Aufführung der „Ermittlung“ von Peter Weiss
1:14:58 2018: Das Existenzrecht Israels als deutsche Staatsraison
1:16:55 Gibt es die „Antideutschen“ überhaupt noch?
1:21:42 Beginn der Diskussion
Susann Witt-Stahl setzt sich in ihrem Vortrag kritisch mit aktuellen Entwicklungen der in dem Film beschriebenen und analysierten Rechtsentwicklungen auseinander – vor allem mit proimperialistischen Strömungen und ihren Bestrebungen, eine kriegerische Außenpolitik sowie die Diskreditierung der internationalen Friedensbewegung und anderer emanzipativer Kräfte voranzutreiben.
Susann Witt-Stahl arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Hamburg und Berlin und ist seit 2014 Chefredakteurin des Magazins für Gegenkultur Melodie & Rhythmus. Sie hat für Tageszeitungen und Zeitschriften aus dem Nahen Osten und anderen Krisengebieten berichtet. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Ideologiekritik des Neoliberalismus, der Rechtsentwicklung in den westlichen Gesellschaften, der Kulturindustrie und regressiver Tendenzen in der Linken. Dazu hat sie diverse Bücher und Essays veröffentlicht.
Der Film „Zeit der Verleumder“ dokumentiert Höhepunkte und zentrale Thesen der Konferenz. Ergänzt werden die Szenen durch Interviews, umfangreiches Recherchematerial, Fotos und Videos, darunter auch bislang unveröffentlichte Aufnahmen einer Lesung von Erich Fried aus dem Jahr 1988. Der Film ist Esther Bejarano gewidmet, die mit einer mahnenden Grußbotschaft mitgewirkt hat und am 10. Juli 2021 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Hier der Link zum Trailer: www.youtube.com/watch?v=GUow8f7lkZs. Der Film ist für weitere Aufführungen auf Anfrage beim Projekt Kritische Aufklärung erhältlich. Auf dessen Webseite gibt es auch weitere Ausschnitte, Interviews und Statements aus dem Film.
Veranstalter: Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Bremen e.V., Israelisches Komitee gegen Hauszerstörung (ICAHD), AK Nahost Bremen, Kairos Palästina Solidaritätsnetz Gruppe Bremen