Mit unbewiesenen Vorwürfen will Israel Zerstörung von Infrastruktur rechtfertigen
von Jakob Reimann
Bei israelischen Luftangriffen in der Nähe des Rafik-Hariri-Universitätskrankenhauses im Süden Beiruts wurden nach Behördenangaben mindestens 13 Menschen getötet und 57 verletzt. Beim Angriff auf das verarmte und dichtbesiedelte Viertel in der Nacht zu Dienstag stürzten mindestens drei mehrstöckige Gebäude ein, weitere wurden schwer beschädigt. Am Hariri-Krankenhaus selbst, dem größten öffentlichen Krankenhaus des Landes, gab es »erhebliche Schäden«, berichtet BBC. Wie im Grunde immer nach Angriffen auf zivile Infrastruktur behauptete das israelische Militär, es habe nicht das Krankenhausgelände, sondern ein »terroristisches Ziel der Hisbollah« angegriffen, jedoch ohne Beweise dafür vorzulegen.
Bereits Anfang Oktober, gut zwei Wochen nach Beginn der israelischen Großoffensive gegen Libanon, hatte die Weltgesundheitsorganisation gemeldet, dass 37 Gesundheitseinrichtungen im Land den Dienst einstellen mussten. Libanons Gesundheitsministerium verurteile die »täglichen Angriffe Israels auf den libanesischen Gesundheitssektor«, hieß es auch am Montag im Guardian. Seit Kriegsbeginn hat Israel mindestens 115 Mediziner und Pfleger getötet.
Unterdessen wies der Direktor des Sahel-Krankenhauses im Süden Beiruts Behauptungen, unter dem Gebäude befinde sich ein Bunker der Hisbollah mit Bargeld und Gold im Wert von Hunderten Millionen US-Dollar, kategorisch zurück, wie dpa am Dienstag meldete. »Die israelischen Vorwürfe sind unwahr und dienen dem Zweck, die Angriffe auf den Libanon und dessen Einrichtungen zu rechtfertigen«, schrieb Fadi Alameh auf X. Er rief die libanesische Armee und die UN-Mission UNIFIL auf, das Gebäude zu durchsuchen. Israels Armee legte keine Beweise vor und veröffentlichte nur eine animierte Grafik, die einen Bunker unter dem Krankenhaus zeigen soll. Das Krankenhaus wurde notevakuiert, denn die Taktik Israels, am Computer selbst hergestellte »Beweise« zu präsentieren, um danach ein Krankenhaus in die Luft zu jagen, ist von der Belagerung und Zerstörung des Schifa-Krankenhauses in Gaza wohlbekannt.
Quelle (mit freundlicher Genehmigung von Autor und Redaktion): junge Welt v. 23.10.2024