Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ brachte am 25. September 2018 die Meldung, dass AfD-Mitglieder jüdischen Glaubens eine bundesweite Vereinigung gründen wollten. AfD-Sprecher Lambrou sagte dem Blatt, es gebe keinen Widerspruch zwischen der Mitgliedschaft in der AfD und dem jüdischen Glauben. Als Redner bei der Gründungsversammlung sollen unter anderem die Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch und der stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung Christen in der AfD, Kuhs, sprechen.
Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Wiesbaden und Offenbach hätten die Gründungsveranstaltung bestätigt, schreibt die FAZ weiter. Zugleich hätten diese Mitglieder ihr Befremden über die Gründung geäußert. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, sagte dem Evangelischen Pressedienst, die Haltung der AfD sei mit christlichen und jüdischen Werten nicht vereinbar. (Bericht des Deutschlandfunks v. 25.09.2018)
Den Offiziellen der jüdischen Gemeinden in Deutschland ist die immer enger werdende Verbindung zwischen der israelischen und deutschen Rechten zwar immer etwas peinlich, aber dieser Flirt geht schon seit ein paar Jahren – und er hat solide ideologische Wurzeln: extremer Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Anti-Islamismus. Am 25. September 2017, aus Anlass des Wahlerfolges der AfD, erläuterte die „Jerusalem Post“ in einem langen und informativen Artikel diesen Flirt und ließ ausführlich Beatrix von Storch zu Wort kommen. Mit Interesse wurde vermerkt, dass sie aus einer europäischen Adelsfamilie stamme und die Enkelin von Hitlers letztem Finanzminister, Lutz Graf Schwerin von Krosigk sei.
„Eins der besonders interessierenden Themen“, so die Jerusalem Post, sei die Haltung der europäischen extremen Rechten zu Israel. Warum diese Sympathie? Antwort: Es sei einerseits das Unbehagen in Europa über die wachsende muslimische Bevölkerung und andererseits die Bewunderung für den Erfolg des jüdischen Staates in dieser Frage. Von Storch: „Die muslimische Bevölkerung stellt eine Bedrohung dar sowohl für den Staat Israel als auch für die jüdischen Gemeinden in Deutschland. […] Israel könnte ein Vorbild sein für Deutschland (could be a role model for Germany). Israel ist eine Demokratie mit einer freien und pluralistischen Gesellschaft. Israel unternimmt aber auch große Anstrengungen, um seine einzigartige Kultur und seine Traditionen zu bewahren. Das gleiche sollte auch für Deutschland und jede andere Nation gelten.“
Sönke Hundt