Für einen gerechten Frieden und für ein Ende der Besatzung! Dafür demonstrierten gestern abend (16. August 2014) mehr als 10.000 Menschen auf dem Rabin-Square in Tel-Aviv. Es war die größte Anti-Kriegs-Demonstration seit Beginn des letzten Gaza-Krieges vor einem Monat.
Eigentlich hätte die Kundgebung schon letzte Woche stattfinden sollen. Sie war aber verschoben worden, nachdem die Polizei und das Home Front Command der Armee ein Verbot erwirkt hatten. Der (vorgeschobene) Grund: es sollten größere Ansammlungen von Menschen vermieden werden, solange Raketen auf Tel-Aviv und auf andere israelische Städte abgefeuert würden. Wie die Internetplattform „+972“ meldete, hätten trotz Verbot 500 Aktivisten demonstriert.
Zu der Demonstration gestern hatten die wichtigsten Parteien des linken Flügels, Meretz und Hadash, sowie andere Organisationen der Linken, u.a. Peace Now aufgerufen. Es hätte aber auch viele Stimmen gegeben, so „+972“, die enttäuscht darüber waren, dass Meretz und Peace Now sich bis gestern noch geweigert hätten, Anti-Kriegs-Demonstrationen zu unterstützen.
Der Knesset-Abgeordnete und Vorsitzende der Partei Hadash, Mohammad Barakeh, hielt seine Rede auf hebräisch und arabisch, und erhielt dafür großen Applaus. Er sagte: „Wir wollen ein Bündnis gegen die Besetzung. Wir setzen uns ein für eine Zwei-Staaten-Lösung, für das Leben und für eine Zukunft der Menschen in Gaza und im südlichen Israel.“
Der berühmte israelische Schriftsteller David Grossman ergriff ebenfalls das Wort auf der Kundgebung. „Wir werden in Israel solang nicht frei atmen können, wie der Würgegriff (stranglehold) gegen die Menschen in Gaza nicht gelockert wird. Wir sind ihre Nachbarn! Wir müssen zusammen leben!“
Eine Bewohnerin aus Sderot, der Stadt an der Grenze zu Gaza, die unter dem Beschuss der Hamas-Raketen am meisten zu leiden hatte, ermahnte die Menge in ihrer Rede, auch an die Einwohner in Gaza zu denken, die jetzt zum zweiten oder dritten Mal Flüchtlinge geworden wären. Gaza wäre das größte Gefängnis der Welt.
Im Aufruf für die Kundgebung hieß es (nach Ha’aretz v. 16.08.14): „Nachdem wir erfahren haben, wie Krieg und Tod schmecken, wollen wir für Frieden und Demokratie demonstrieren. Die nächste Runde der Gewalt kann verhindert werden. Es ist nicht unser unabwendbares Schicksel, dass wir in einem Abgrund von immer grausameren Kriegen und letzten Endes der Vernichtung unserer Nachbarn und uns selbst versinken. Nur ein Abkommen wird uns Sicherheit und den Bewohnern des Gaza-Streifens und dem ganzen Land Ruhe geben. Wir müssen die Richtung der Politik ändern! Sofortiger Dialog mit den Palästinensern für einen gerechten Frieden! Aufhebung der Blockade! Araber und Juden müssen sich für das Leben und gegen den Rassismus entscheiden! Nur eine Zwei-Staaten-Lösung wird allen Menschen in diesem Land Unabhängigkeit, Gerechtigkeit, Sicherheit und Hoffnung geben können.“
Sönke Hundt (unter Verwendung der mails von Adam Keller von Gush Shalom und den News der Internet-Plattform „+972“ vom 16. 08.14 und Ha’aretz v. 16.08.14)