Der Ex-Oberstleutnant der Bundeswehr Jürgen Rose ist heute ein bekannter Autor mit mehr als 500 Publikationen zu sicherheits- und friedenspolitischen Publikationen. Er gilt als Experte auf den Gebieten der internationalen Sicherheit, des Völkerrecht und der Verteidigungspolitik. Jürgen Rose war 33 Jahre in den Diensten der Bundeswehr, wo er im Lauf der Jahre gegenüber den Einsätzen der Bundeswehr in Jugoslawien, dem Irak und in Afghanistan immer kritischer wurde und schließlich seine Mitarbeit verweigerte. Nach mehreren Prozessen zuerst vor dem Truppendienstgericht, dann vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof verließ er die Bundeswehr vorzeitig, um sich fortan seinem friedenspolitischen ‚Engagement zu widmen.
Die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Bremen e.V., das Israeli Committee Against House Demolitions (ICAHD, der AK-Nahost/ Bremer Friedensforum, das Nahost-Forum Bremen und das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) hatten den Friedensaktivisten am 7. Oktober 2015 in das Bremer Überseemuseum eingeladen, wo er er speziell über das israelische Militär und die Militarisierung der israelischen Gesellschaft berichten sollte.
Tatsächlich hatte es im Vorfeld dieser Veranstaltung einen Versuch gegeben, den Abend zu verhindern. Es war dieses Mal die Jugendorganisation der Grünen, die versucht hatte, den Referenten des Abends in die rechte Ecke zu stellen und das Überseemuseum dafür kritisierte, für diese Veranstaltung seine Räume zur Verfügung zu stellen. Detlef Griesche, Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, wies in seiner Einleitung zur Veranstaltung diesen durchsichtigen Diffamierungsversuch zurück und forderte die Grüne Jugend auf, sich an der Diskussion zu beteiligen. Was aber leider an dem Abend nicht geschah.
Jürgen Rose versuchte, wie er sich ausdrückte, dem Publikum eine ebenso emotionslose wie knochentrockene und faktenbasierte Analyse der „Israel Defence Forces (IDF)“ aus politikwissenschaftlicher und militärtheoretischer Sicht zu liefern. Jeder und jede sollte danach in der Lage sein, sich die Frage zu beantworten, ob Israels Existenz tatsächlich militärisch bedroht sei. Roses Antwort war ein eindeutiges Nein. Das Gegenteil sei Tatsache: „Im gesamten Nahen und Mittleren Osten verfügt allein der Staat Israel über ein militärisches Instrumentarium, das es ihm erlaubt, jeden einzelnen seiner potentiellen Feinde mit überwältigender Militärgewalt bis hin zur totalen atomaren Vernichtung zu bedrohen. Israels militärische Überlegenheit ist erdrückend.“
In seinem Referat ging Jürgen Rose nacheinander auf den „Auftrag und die Doktrin der IDF“, auf die „Führungs- und Kommandostruktur“, auf die einzelnen Waffengattungen Heer, Luftwaffe und Marine sowie ihre personelle Stärke und waffentechnische Ausstattung ein. Israel verfüge über ein Militär, das besonders wegen der langjährigen Unterstützung durch USA und Nato auf dem modernsten technischen Stand sich befinde. Außer in die konventionelle Rüstung verfüge Israel ebenso über ein reiches Arsenal von atomaren (das ist bekannt) und biologischen und chemischen Waffen (was weniger bekannt ist).
Die deutsche Bundeskanzlerin habe 2008 vor der Knesset in Jerusalem feierlich erklärt, dass die Sicherheit Israels für sie niemals verhandelbar sei, und diese Teil der Staatsraison der Bundesrepblik Deutschland sei. Den Worten folgten auch Taten, nämlich eine nicht unerhebliche Lieferung von Rüstungsgütern aus deutschen Waffenschmieden. Die schon erfolgte bzw. noch ausstehende Lieferung von sechs modernen U-Booten mit der Fähigkeit, Atomwaffen abzufeuern, war sogar in deutschen Öffentlichkeit umstritten, widerspricht doch diese Lieferung offen dem Exportverbot von Rüstungsgütern in Spannungs- und Kriegsgebiete sowie dem Atomwaffensperrvertrag.
Jürgen Rose belegte die von ihm vorgelegten Fakten anhand der politologischen und militärtheoretischen Literatur mit vielen Originalquellen aus Israel sorgfältig. Wer sich weiter in die Materie einarbeiten wolle, verwies er auf die einschlägigen Bücher von Tamar Amar-Dahl („Das zionistische Israel. Jüdischer Nationalismus und die Geschichte des Nahost-Konflikts“, 2012), Ilan Pappe („Die ethnische Säuberung“ von 2007) und Michael Lüders („Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet“, 2015).
Jürgen Rose machte aber auch deutlich, dass weite Bereiche der militärischen und geheimdienstlichen Strukturen strenger Geheimhaltung unterliegen würden. Von daher könne sein Bericht und seine Analyse niemals erschöpfend sein. Und das Ausmaß an geheimer Rüstung vor allem die nukleare Bewaffung und an verdeckten Operationen wäre groß.
Es folgten großer Beifall für die Ausführungen des Referenten und eine angeregte Diskussion.
Sönke Hundt