Der Philsemitismus in Deutschland trägt inzwischen hysterische Züge, besonders in Bezug auf die Boykottbewegung BDS. In Israel ist – wie so häufig – die Diskussion viel offener und unbefangener – und viel heftiger. Hier ein paar Auszüge aus einem Kommentar der israelischen Tageszeitung Haaretz.
Der Kommentator, B. Michael, berichtet von seiner Reise im Jahre 2011 nach Südafrika, wo er sich mit Journalisten aus aller Welt Welt über die Gesundheits-, Bildungs- und Landwirtschafts-Trainingsprogramme, die das Autounternehmen BMW sponsorte, informierte. Der Busfahrer war ein gefähr 40 Jahre alter (weißer) Südafrikaner. B. Michael unterhielt sich mit ihm sofort über die Apartheid. Was habe die Apartheid denn schließlich aufbrechen können? Was habe den vorher nicht für möglich gehaltenen Wandel von einer Tyrannei der Weißen zu einer ganz normalen Demokratie bewirkt?
Des Busfahrers Antwort sei eindeutig gewesen. „Es war der Boykott.“ Die Länder, die plötzlich Visa gefordert hätten, die Universitäten und die Olympischen Spiele, die Südafrikaner nicht mehr haben wollten usw. usf. Das habe sie mürbe gemacht bzw. ihnen die Augen geöffnet, je nachdem.
Die Unterhaltung zwischen dem israelischen Journalisten und dem südafrikanischen Busfahrer ging noch um weitere Einzelheiten rund um den Boykott. Die Schlussfolgerungen des Israelis sind lesenswert:
„Ein Boykott wirkt. Ein Boykott ist effektiv. Er ist manchmal die letzte Hoffnung eines verzweifelten Volkes. […] Ein Boykott, der seinen Namen verdient, ist legitim, human und letzten Endes philosemitisch. Er kann Israel vor dem tiefen Loch bewahren, das es sich selbst gräbt und in das es zu fallen droht. Ist es ein Wunder, dass der israelische Minister für Propaganda hysterisch wird, wenn er das Wort „Boykott“ hört?“
A boycott worthy of the name – one that’s economic, cultural, sports-related and applies to tourism – is the most legitimate, human and philo-Semitic way in the enlightened world to try to save Israel from itself. Ein Kommentar von B. Michael
In: Haaretz vom 30. März 2017
http://www.haaretz.com/opinion/.premium-1.77999