Das Welterbekomitee der Unesco hat am 30. Juni 2017 auf seiner Sitzung in Krakau die Altstadt von Hebron im Westjordanland zum Weltkulturerbe erklärt und auf die Rote Liste gefährdeter Stätten gesetzt. Das Komitee reagierte damit auf einen sogenannten Notfallantrag Palästinas. Die Entscheidung für Hebron fiel in geheimer Abstimmung mit zwölf Ja-Stimmen bei drei Gegenstimmen und sechs Enthaltungen.
In Hebron befinden sich in der Höhle Machpela die sogenannten Patriarchengräber, in denen nach der Überlieferung des Alten Testaments die Stammväter Abraham, Isaak und Jakob sowie ihre Ehefrauen Sara, Rebekka und Lea begraben sind.
Das Heiligtum wird gleichermaßen von Juden, Christen und Muslimen, den drei abrahamitischen Religionen, verehrt. Palästina setzte sich dafür ein, von der Unesco für die Altstadt von Hebron einen besonderen Schutzstatus zugesprochen zu bekommen – als Schutz vor den Zerstörungen, die von den jüdischen Siedlern ausgingen. Nach einem Bericht der beiden israelischen Menschenrechtsorganisationen ACRI (Association for Civil Rights in Israel) und B’Tselem mussten Palästinenser, seit jüdische Siedler sich in der Stadt niederließen, insgesamt 1014 Wohnungen räumen und mindestens 1829 Geschäfte und Betriebe im Stadtzentrum aufgeben; mindestens 440 davon wurden auf Befehl der Armee geschlossen. Am 25. Februar 1994 ermorderte der Siedler Baruch Goldstein, der in der in der Nähe gelegenen Siedlung Kirjat Arba lebte, mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Abraham-Moschee und verwundete hunderte.
Während die Palästinenser die Entscheidung als diplomatischen Erfolg begrüßten, reagierte die israelische Regierung auf den Unesco-Beschluss mit Wut. Das israelische Außenministerium sprach von einem „moralischen Schandfleck“ und warf der Unesco vor, die jüdische Geschichte der Stadt zu ignorieren und „Fake History“ zu betreiben. Netanyahu künigte an, die Mitgliedsbeiträge Israels an die UNO zur Strafe um 900.000 Euro auf rund 1,4 Millionen Euro zu kürzen. Die Siedlerorganisation Yesha im Westjordanland schrieb in einem Statement: „Hebron ist die zweitheiligste Stätte im Judentum, 4000 Jahre jüdischer Geschichte zu ignorieren ist purer Antisemitismus.“ (nach Zeit-online v. 7. Juli 2017.
Das Weltkulturerbekomitee prüft zur Zeit in Krakau den Zustand von 99 eingeschriebenen Stätten sowie 55 auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Darunter sind auch alle Welterbestätten Syriens.
Sönke Hundt