Göttinger Friedenspreis verliehen – mit Protesten, Polizeischutz (!) und einem großen Medienecho

Die Laudatio von Nirit Sommerfeld und die Danksagung von Iris Hefets sind wirklich seeehr lesenswert und ab morgen dann auch bei YouTube zu hören. Es war eine sehr schöne Preisverleihung. Ich bin froh, dass ich mich nach Göttingen aufgemacht habe!
Wohl ein (trauriges) Novum, dass  eine Veranstaltung für eine jüdische Organisation von Polizei gegen u.a. jüdische Proteste mit israelischer Flagge geschützt werden musste.
LG von Hildegard Lenz

Die Verleihungsfeier gestern verlief reibungslos und festlich.

Die Laudatio von Nirit Sommerfeld ist schon erschienen; ebenso die Rede von Iris Hefets hier. Wir haben die Tagesschau erreicht, Jürgen Trittin hat dazu getwittert, die Welt berichtet. Morgen erst wird der Video-Film der Verleihung im Netzt gestellt.


Göttinger Friedenspreis an die ‚Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost‘ verliehen – eine mutige und wichtige Entscheidung!

Über die im Vorfeld heftige und verleumderische Kampagne gegen die ‚Jüdische Stimme‘ ist in den letzten Wochen viel berichtet worden. Umso mehr freut es uns, dass über 300 unterstützende Briefe und Stellungnahmen an die Jury der Dr. Roland Röhl Stiftung bzw. an Andreas Zumach, den Vorsitzenden der Stiftung, eingegangen sind. Dass die Preisverleihung unter Polizeischutz angesichts von 60 – 80 Demonstranten des ‚Bündnis gegen Antisemitismus & Antizionismus‘ stattfinden musste, ist beschämend. Die Demonstranten versuchten an die ‚Alte Feuerwache‘ heranzukommen und mit lauter Musik die Zeremonie zu übertönen. Dies ist ihnen Gott sei Dank nicht gelungen. Polizeischutz für die ‚Jüdische Stimme‘ in Deutschland!? Kaum zu fassen.

So sprachen dann auch der Bruder des Stiftungsgründers Roland Röhl sowie Carmen Barann, die Witwe von R. Röhl, gefasst, aber auch emotional von den Ereignissen der letzten Wochen. Sie sprachen über ihre Verzweiflung, in Göttingen und auch bundesweit so angefeindet zu werden. Einzig die ‚Alte Feuerwache‘ stellte Räume für die Preisverleihung zur Verfügung. So enttäuscht und verzweifelt sie auch gewesen seien: so überzeugt seien sie aber auch, dass die ‚Jüdische Stimme‘ würdige Preisträger sind!

Die Laudatorin, Nirit Soomerfeld, eine mittlerweile auch in Deutschland bekannte jüdisch – israelische Künstlerin, begann ihre Rede mit dem Verweis auf die Judenverfolgung während der Nazidiktatur in Deutschland und beschrieb die Folgen für die in der ‚Jüdischen Stimme‘ aktiven Menschen. Viele Aktivisten in der ‚Jüdischen Stimme‘ sind Angehörige von Opfern des Holocaust. Umso unfassbarer sei es, dass nun ausgerechnet wieder ‚öffentliche Personen‘ bzw. Institutionen in Deutschland (wie z. B. der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein) jüdische Menschen aufgrund ihrer politischen Überzeugung ausgrenzen und diffamieren. Nirit Sommerfeld und Iris Hefets, die für die ‚Jüdische Stimme‘ den Preis entgegennahm, verwahrten sich gegen Zuschreibungen durch den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, dass Juden in Deutschland eine ‚homogene Gruppe‘ zu sein hätten – und nicht ebenso divers sein könnten wie andere ethnische, kulturelle oder religiöse Gruppen auch. „Wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir zu denken haben und was wir sagen dürfen“.
Iris Hefets und Nirit Sommerfeld bezogen deutlich Stellung zur aktuellen Lage in Israel und Palästina: nur ein gleichberechtigter Staat Palästina neben Israel könne Frieden bringen. Menschenwürde und Menschenrechte seien unteilbar.

Zur Preisverleihung waren Hunderte von Menschen gekommen, nur 350 von ihnen konnten in dem viel zu kleinen Saal Platz finden, die anderen mussten mit einer Leinwandübertragung Vorlieb nehmen. Auch aus Bremen waren einige Mitglieder des AK Nahost gekommen, um den Preisträgern zu gratulieren.
Anette Klasing

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