Martin Lejeune direkt aus Gaza

Von Gush Shalom aus Tel-Aviv (Adam Keller) kam die Nachricht, dass Martin Lejeune, ein freier Journalist, zur Zeit direkt aus Gaza berichtet. Das Youtube-Video zeigt zuerst ohne Worte die Zerstörungen und die verstörten Menschen, meistens Kinder, die versuchen weiter zu leben. Am Schluss folgen auf deutsch einige Erläuterungen: gestern nacht ist die Imam-Shafi-Moschee, die die größte in Gaza ist und 8000 Gläubigen Platz bietet, zerstört worden. Zuerst haben zwei oder drei Kampfdrohnen kleinere Bomben abgeworfen, woraufhin die Menschen geflüchtet sind. Dann wurden von F-16-Kampfjets sieben Raketen abgefeuert, die die Moschee und die angrenzenden Häuser in Schutt und Asche legten.

Martin Lejeune konnte darüber auch ein Gespräch führen, dass auf WDR2 gesendet wurde. Zu hören ist die Sendung hier. 

Titel: „Die Angst ist spürbar“
Die israelische Armee hat auch an diesem Samstag (02.08.2014) die Angriffe auf den Gazastreifen fortgesetzt – in Reaktion auf anhaltende Raketenangriffe palästinensischer Extremisten auf israelisches Gebiet. Der freie Journalist Martin Lejeune hält sich derzeit in Gaza-Stadt auf. Und er geht trotz der Gefahr für das eigene Leben durch die Straßen dort, wie er im Gespräch mit WDR 2 Moderator Uwe Schulz berichtete. „Ja, ich traue mich noch raus, weil ich einfach berichten möchte, wie sich der Angriff Israels auf den Gazastreifen, auf das Leben der Menschen auswirkt.“

Es sei viel Leid dort, so Lejeune. Etwa 10.000 Häuser seien bereits komplett zerstört und Hunderttausende weitere Gebäude zumindest beschädigt. Darunter seien Fabriken, Elektrizitätswerke, Schulen und auch Krankenhäuser. „Also, es ist wirklich ein Angriff auf die Zivilbevölkerung, und es ist ein Angriff auf die Infrastruktur des Gazastreifens.“

Er lebe bei einer muslimischen Familie im Zentrum von Gaza-Stadt. „Und dort ist wirklich die Angst spürbar vor den täglichen und auch nächtlichen Angriffen.“ Vor drei Tagen sei eine Rakete in ein Haus eingeschlagen, das nur 40 Meter entfernt gewesen sei. Es habe Verletzte gegeben, und seitdem lägen die Trümmer überall auf der Straße, die Stromleitungen seien umgekippt. Elektrizität, Internet und Festnetztelefon gebe es nicht mehr. Auch Brot könne man nicht mehr zu kaufen, mit Benzin versuche man nun zu backen und zu kochen. Doch auch das sei knapp. „Wir haben auch kein Wasser mehr in der Wohnung. Wir müssen also jeden Tag unser Leben organisieren, schauen, wo wir noch Wasser herkriegen“, schilderte er die Situation. „Das Ganze ist natürlich sehr mühsam und nervenzehrend.“ Es sei „wie im Mittelalter“. Nach den jüngsten Angriffen und dem inzwischen jahrelangen Embargo werde „eine humanitäre Katastrophe sichtbar“. Da auch die Medikamente knapp seien, forderte Lejeune, es müsse dringend etwas passieren – „sonst werden hier sehr viele Menschen auch an Seuchen sterben“.
Sönke Hundt