Offener Brief an die Chefredaktion des Weser-Kuriers

Viele Bremer Bürgerinnen und Bürgern haben sich immer mal wieder über die sehr einseitige und häufig diffamierende Darstellung und Kommentierung des Nahost-Konflikts durch Daniel Killy (den „Chef vom Dienst“ des Weser-Kuriers) geärgert. Das Fass zum Überlaufen brachten die Berichterstattung und die Kommentare über die letzten Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg. Gegen die faktische Monopolstellung des Weser-Kuriers in Bremen und umzu ist zwar wenig auszurichten, aber ein „Offener Brief“ an die Chefredaktion regt diese und andere vielleicht zum Nachdenken darüber an, ob die Zeitung sich nicht doch einem etwas verantwortungsvolleren Journalismus verpflichtet fühlen sollte. Man darf gespannt darauf sein, ob die Chefredaktion reagiert, und wenn, wie sie reagiert.

Hier der offene Brief in vollem Wortlaut:

Offener Brief                                August 2014
An die Chefredaktion des Weser-Kurier
Frau Silke Hellwig
Herrn Peter Bauer
Pressehaus Martinistraße
28195 Bremen

Sehr geehrte Frau Hellwig, sehr geehrter Herr Bauer,
wir schreiben Ihnen, weil wir als Bürger, Zeitungsleser und Mitglieder von Friedens- und Nahostgruppen empört über die Darstellung und Kommentierung des Nahostkonflikts durch Daniel Killy sind. Die UNO, der Internationale Gerichtshof in Den Haag und viele internationale Organisationen und Experten haben immer wieder festgestellt, dass Israels Politik gegenüber den Palästinensern eindeutig gegen das Völkerrecht, die Menschenrechte und das Internationale Recht verstößt. Wir denken, dass solche Beschlüsse und Urteile auch Leitlinie einer großen Tageszeitung sein sollten. Herrn Killy interessiert das Internationale Recht aber überhaupt nicht. Er dämonisiert die palästinensische Seite in diesem Konflikt in einer Weise, die man nur als Hetze bezeichnen kann. Und wer nicht seiner Meinung ist, der ist eben ein „Antisemit“.

Wir verwahren uns auf das schärfste dagegen, wenn Daniel Killy in dem Leitartikel „Schwankende Werte“ (26.7.2014, S. 2) über die Demonstranten, die an den Protesten gegen den Gaza-Krieg teilgenommen haben, behauptet, dass hier „linke Demonstranten, Friedensbewegte zusammen mit Neonazis und Gotteskriegern“ gemeinsame Sache machten. Das ist eine ungeheure Diffamierung und Denunzierung. Außerdem wird uns, die wir friedlich gegen den Gaza-Krieg demonstriert haben, die „Sprache des Dritten Reiches“ unterstellt. Auch die Behauptung, dass bei Demonstrationen eine „Volksfront von ganz rechts bis ganz links“ ihren Antisemitismus austobt, ist eine üble Unterstellung. Wir alle, die wir uns mit friedlichen Mitteln für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts einsetzen, werden in den Artikeln und Kommentaren von Daniel Killy auf das schlimmste politisch kriminalisiert. Ein solcher Hetz-Journalismus, wie er im Weser-Kurier von Daniel Killy eingeführt worden ist, ist dieser angesehenen Zeitung völlig unwürdig. So etwas hat es dort noch nicht gegeben. Viele der Unterzeichner erwägen die Abbestellung der Zeitung, einige haben schon abbestellt. Der bekannte und kompetenteste deutsche Antisemitismus- und Holocaust-Forscher Wolfgang Benz hat im übrigen in mehreren Interviews festgestellt, dass er nach den Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg keine neue Qualität des Antisemitismus in Deutschland sieht und auch solche Demonstranten nicht für „Antisemiten“ hält. Wir denken, dass diese Stimme mehr Gewicht hat als die Hetz-Artikel von Daniel Killy.

Arn Strohmeyer hat einen Artikel über Killys Darstellung des Nahost-Problems geschrieben, der auf den Internet-Seiten nahost-forum-bremen.de und dem Palästina Portal zu finden ist. Wir schicken Ihnen den Artikel anbei mit. Kritische Leserbriefe zu diesem Thema haben leider kaum noch eine Chance, veröffentlicht zu werden. Wir werden uns deshalb in Zukunft mit allen uns zur Verfügung stehenden publizistischen Mitteln gegen die dämonisierende und hetzerische Kommentierung Killys wehren, die dem Streben nach einem gerechten Frieden in der so leidgeprüften nahöstlichen Region in jeder Weise abträglich ist.

Wir haben dieses Schreiben auch an den Vorstand der Bremer Tageszeitungen AG geleitet.
Mit freundlichen Gruß
Arn Strohmeyer
Gisela Vormann, Bremen
Ingeborg Kramer, Bremen
Gisela Kalb, Bremen
Annemarie Hildebrand, Bremen.
Arno Hopp, Bremen
Claus Walischewski, Bremen
Prof. Dr. Sönke Hundt, Bremen
Erhard Arendt (Palästina Portal) Dortmund
Hildegard Lenz, Bremen, Koordinatorin von KAIROS Palästina-Solidaritätsnetz/ Deutschland
Friedrich Bode, Pastor i.R. Jeddingen
Udo Schapals, Bremen
Jochen und Eva Ströh, Bremen
Friedrich Lüeße, Bremen
Zacariya Masoud (+), Bremen
Antonie Brinkmann, Bremen
Dr. Rainer Duhm, Bremen
Ingo Budde, Achim
Gertrud Schinagl, Bremen
Gerhard Schneider von der Fecht, Bremen
Hartmuth Schlachter Bremen
Dr. Friedrich Dünsing, Bremen
Cornelius Hertz, Bremen
Dr. Detlef Griesche, Bremen
Beate Krafft-Schöning, Osterholz-Scharmbeck

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Prof. Dr. Sönke Hundt
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