IPPNW-Pressemitteilung vom 11.05.2015
Die deutsche IPPNW-Sektion hat aus dem palästinensischen Teil Jerusalems die Nachricht erhalten, dass israelische Militär- und Polizeikräfte das örtliche Büro der Health Work Commitees (HWC) besetzt und geschlossen haben. Die ärztliche Friedensorganisation appelliert in einem Schreiben an Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sich gegenüber der israelischen Regierung dafür einzusetzen, dass die MitarbeiterInnen des Büros wieder unbehelligt ihre Arbeit aufnehmen können.
Die israelischen Behörden haben diese Maßnahme mit dem Gesetz gegen den Terror von 1948 begründet. Da die Einrichtung für terroristische Aktivitäten benützt werde, sei seine Schließung für ein Jahr verfügt worden. Die IPPNW kennt die Health Work Committees von ihren regelmäßigen Begegnungsreisen nach Palästina und Israel und hält den Vorwurf für unbegründet.
Einer der wichtigsten Aufgaben der Health Work Commitees ist die regelmäßige Grundimpfung der Schüler, die von den Ärzten des HWC vorgenommen wird, da die israelischen Behörden den palästinensischen Gesundheitsbehörden der Westbank den Zutritt nach Ostjerusalem verbieten und somit kein Impfprogramm der palästinensischen Autonomiebehörden durchgeführt werden kann. Die Verantwortung hierfür lastet somit ausschließlich auf den Health Work Commitees. Schwerwiegende Folgen der Schließung des Büro für die Versorgung der Kinder liegen auf der Hand. Langfristig stellt die Nicht-Impfung der arabischen Kinder in Jerusalem eine Gefährdung der gesamten Jerusalemer Bevölkerung dar.
Die „Physicians for Human Rights Israel“ weisen in ihrem Bericht „Divide and Conquer“ vom Januar diesen Jahres auf signifikante Unterschiede der Gesundheitsindikatoren zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten hin. Die Kindersterblichkeit in den Palästinensischen Gebieten liegt bei 18,8 auf 1.000 Geburten gegenüber 3,7 auf 1.000 Geburten in Israel. Die Müttersterblichkeit liegt bei 28 auf 100.000 Geburten gegenüber 7 auf 100.000 Geburten in Israel. Die Lebenserwartung der palästinensischen Bewohner der Besetzten Gebiete ist nicht nur insgesamt durchschnittlich 10 Jahre geringer als in Israel, es wird auch deutlich, dass die Differenzen in den letzten Jahren nicht geringer, sondern größer geworden sind. Der israelische Kontrollmechanismus hält die palästinensische Gesundheitsbehörde nachhaltig davon ab, eine umfassende Gesundheitsversorgung der Bewohner der Besetzten Gebiete zu gewährleisten.
Das Gesundheitszentrum der Health Work Commitees arbeitet dieser Entwicklung entgegen und betreibt seit langer Zeit Dienste für die schulischen Gesundheitsprogramme für 62 arabische Schulen in Ostjerusalem, wo Tausende von Schülern sowie Lehrer und Eltern versorgt werden. Diese Schulprogramm werden seit 1990 organisiert, es werden jährliche Schüleruntersuchungen durchgeführt sowie gesundheitliche Aufklärungs-Vorträge abgehalten.
Weitere Informationen über die Health Work Commitees finden Sie unter http://www.hwc-pal.org/
Den Report von PHR Israel „Divde und Conquer“ können Sie hier herunterladen: www.phr.org.il/uploaded/Divide%20and%20Conquer%20ENG%20REPORT%20JAN%202015.pdf
Kontakt: Angelika Wilmen, Pressesprecherin der IPPNW, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, Email: wilmen@ippnw.de, www.ippnw.de