Keine zwei Jahre dauerte die Tätigkeit Daniel Killys beim Weser-Kurier, wo er zunächst im Januar von BILD kommend als Chef vom Dienst (CVD) in leitender Funktion eingestellt wurde. In dieser leitenden Funktion direkt hinter dem Chefredakteur hatte er die verantwortungsvolle Aufgabe die Produktionsabläufe in diesem Unternehmen mit den diversen Aufgabenfeldern zu koordinieren und zu optimieren. Zugleich aber betätigte er sich von Beginn an auch redaktionell mit Artikeln und Kommentaren. Seine Art zu schreiben – das Nichttrennen zwischen Berichten und Kommentaren – was zum Grundstandard qualifizierter journalistischer Arbeit gehört, wie auch die sehr tendenziös eingefärbten Artikel, vor allem, wenn es um Fragen des Nahost-Konflikts und hier insbesondere um die Palästina-Frage ging, führten im liberal gesinnten traditionell hanseatischen Bremen sehr schnell zu massiven Protesten, die zu Leserbriefen und Schreiben an die Chefredaktion und Herausgeber führten.
Neben der tendenziösen aus radikalzionistischem Denken gespeiste Schreibe zeichnete sich Killy allerdings noch durch eine andere für angestellte Journalisten in Zeitungen absolute verbotene Eigenschaft aus: in remails reagierte er auf durchaus sachlich formulierte kritische Anmerkungen mit deftigen Beschimpfungen. So antwortete er z.B. einem ehemaligen linkorientiertem SPD-Bürgerschaftsabgeordneten, seit 50 Jahren SPD-Mitglied in über 120-jähriger sozialdemokratische Familientradition – auf dessen kritische mail mit dem Biermann-Zitat „zu Ihnen fällt mir nur spontan das Biermann-Zitat ein ´Die braunen Ärsche wurden solange geschrubbt, bis sie rot waren“. Andere Kritiker denunzierte er schlicht als „Nazi“. Da seine zum Teil radikal dogmatisch tendenziösen Artikel zur Verteidigung israelischer Politik und seine – vorsichtig formuliert – abwertenden Darstellung palästinensischer Themen und Zusammenhänge offensichtlich auch den Chefs des Weser-Kuriers auffielen und er – wie wir heute erfahren – für sich wohl auch keinen Interessenkonflikt mit seiner seinerzeitigen Funktion als Sprecher der Jüdischen Gemeinde Hamburgs sah, untersagte ihm die Chefredaktion, diese Funktion weiterhin auszuüben, wie es gemeinhin auch schon bei anderen Mitarbeitern früher arbeitsrechtlich korrekt für andere gesellschaftliche Nebentätigkeitsbereiche geschah – als in Arbeitsverträgen festgehaltenen. Da er aber offensichtlich seinen eigentlichen Aufgaben als CvD nicht gewachsen war, wie heute publik ist, wurde er schon im April 2014 aus dem Impressum gestrichen und Ende Juni gekündigt. Erst das Arbeitsgericht aber führte Ende Oktober zu einer formell sehr sauberen Trennung mit einer Abfindung und einem positiven Zeugnis – was heute allerdings die einklagbare Norm ist.
Nun, ein paar Monate später offenbart er erneut seinen Charakter und vernebelte Weltsicht, indem er den Weser-Kurier angreift und seine Entlassung als „antisemitisch motiviert“ darstellt und so das seriöse Bremer Regionalblatt quasi als „antisemitisch“ denunziert. Darüber hinaus bezeichnet er ganz Bremen als „antisemitische Hochburg“ und suggeriert so in einem von radikalen Siedlern betriebenen israelischen Portal mit Sitz in einer Siedlung in der Westbank – „israelnationalnews.com“ – dass ein paar engagierte Kritiker der israelischen Regierungspolitik in Bremen eine seriöse Zeitung unter Druck setzen könnten weil diese schon selbst latent antisemitisch sei!
Was lehrt uns das über den Fall hinaus:
Zum einen hat Killy etwas geschafft, was die als „Antisemiten“ beschimpften nicht geschafft hätten. Die verantwortlichen Redakteure zu überzeugen, dass „Israelkritik“ nicht gleichbedeutend mit „Antisemitismus“ ist und dass die „Antisemitismuskeule“ jeden treffen kann, der es wagt, Israel wie auch immer in welcher Form auch immer zu Recht oder zu Unrecht zu kritisieren.
Zum zweiten hat Killy allen, die stets als „Verschwörungstheoretiker„ beschimpft werden, wenn sie auf die weltweit bestens organisierte Propaganda der Israelis hinweisen, einen faktischen Beleg geliefert, wie die weltweite Propaganda funktioniert. Liest man die aus aller Welt geposteten Kommentare im oben angegebenem Forum zum o. a. Interview mit Killy über Deutschland so wird der Eindruck vermittelt, dass in der BRD immer noch die Nachwirkungen des „3. Reichs“ wirken, in dem Juden verfolgt werden, mindestens aber diskriminiert – und wo sie deshalb nicht leben sollten!
So hat uns Killy vielleicht unbewusst ein Lehrstück geliefert, das sich lohnt zu vermitteln!
Detlef Griesche
Hinweis:
Das Interview mit Daniel Killy („Pro-Jewish at a German daily – a personal story“)
auf dem israelischen Siedler-Portal von „Arutz Sheva“ erschien am 04.11.2015.
Der Artikel von Eckhard Stengel („Eine Kündigung und ihre Gründe: Weser-Kurier wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwurf“) erschien auf www.meedia.de am 20.11.2015
„So hat uns Killy vielleicht unbewusst ein Lehrstück geliefert“ – was mich sehr freut.