Google-Maps macht Außenpolitik gegen Palästina

Screenshot von Google Maps (09.08.2016)

Der Welt größte Suchmaschine – Google – hat die Bezeichnung „Palestine“ von ihren Landkarten gelöscht; es existiert nur noch Israel. Wie das Middle East Forum am 4. August 2016 meldete, hat das „Palestinian Journalists‘ Forum“ diese Entscheidung von Google scharf kritisiert. Das Forum wirft dem Konzern vor, sich mit Israel verbündet zu haben und Geschichte und Geographie zu verfälschen.

Bis jetzt haben die großen Medien, bis auf Russia Today diese gravierende Veränderung noch nicht zur Kenntnis genommen. Die Suche bei Google-News ergaben allerdings bei Spiegel-online (v. 03.05.2016) und Zeit-online („Google-Maps schaut durch die israelische Brille“ v. 29.05.2013) ganz interessante Ergebnisse aus dem Jahr 2013 (!). So wurde über die Praxis von Google berichtet, einerseits die israelischen (nach internationalem Recht illegalen) Siedlungen detailliert auszuweisen und andererseits die palästinensischen Städte nur als braune Fläche zu zeigen. Auf den Betrachter wirkt es ein bisschen so, als ob Zivilisation nur in den Siedlungen zu finden sei und in den palästinensischen Städten Chaos herrsche“ (Zeit-online). Dabei hatte Google noch im März 2013 die Beschreibung von seiner palästinensischen Suchseite von „Palästinensische Gebiete“ in „Palästina“ geändert, um der Aufwertung Palästinas bei den UN Rechnung zu tragen. Tatsächlich ist Palästina de jure ein souveräner Staat, der von 136 UN-Mitgliedern anerkannt ist und seit 2012 bei der UNO den Status als „non member observer state“ innehat.

Der Screenshot von Google-Maps (v. 09.08.2016) zeigt immerhin noch die Grenzen des Westjordanlandes als eine gestrichelte Linie. In israelischen Schulbüchern und Atlanten und vor allem in allen für den Tourismus von Israel herausgegebenen Landkarten, Faltblättern und Prospekten ist die „Landnahme“ schon viel weiter gediehen; die Bezeichnung „Palestine“ sowie die Grenzen zum Westjordanland existieren auf Papier und auf Bildschirmen schon seit längerer Zeit nicht mehr.

Neue Meldung (11.08.2016): Wie die Washington Post und Haaretz am 11.08.2016 vermelden, habe nach Auskunft von Google die Bezeichnung „Palestine“ auch schon vor dem Protest auf den Google-Landkarten der Region nicht existiert. Aber, so die Mitteilung von Google weiter, es habe einen Bug (Softwarefehler) gegeben, der die Bezeichnungen „Westbank“ und „Gaza Strip“ von den Karten gelöscht habe. Dieser Bug solle wieder beseitigt und der alte Zustand wieder hergestellt werden.
Sönke Hundt
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