„Milliarden für den Stillstand“ – mit der Filmemacherin Sabrina Dittus

Blick in den Saal des Bürgerhauses Weserterrassen

Am 6. Dezember fand endlich – wenn auch wegen technischer Schwierigkeiten mit Verspätung – der Filmabend mit der renommierten Regisseurin und Filmemacherin Sabrina Dittus statt. Sie zeigte ihren Film „Milliarden für den Stillstand“ und diskutierte anschließend mit den Zuschauern. Der Film wurde 2016 auf dem Globale Filmfestival Berlin 2016  gezeigt und die Autorin erhielt, ebenfalls 2016, den 19. Dokumentarfilm Förderpreis vom Filmbüro Bremen. Am 29.09.2015 war die Erstausstrahlung, natürlich erst um 23.30 Uhr, bei Arte (Wiederholung am 17.05.2016).

Die Dokumentation „Milliarden für den Stisstand“ untersucht die Geberpolitik und die Hilfsprojekte der EU für Palästina. Die Bilanz nach 20 Jahren „Friedensprozess“ und nach 50 Jahren Besatzung ist verheerend. Ein demokratischer Staat Palästina ist ferner denn je. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut, die Arbeitslosigkeit liegt bei 25 Prozent. Und nur 18 Prozent der Westbank stehen heute noch unter alleiniger Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde. Die anderen 82 Prozent: israelische Siedlungen, israelisches militärisches Sperr- und Kontrollgebiet.

Blick von Israel nach Gaza Stadt

Das ebenso Erstaunliche wie Empörende ist, dass kaum eine andere Region der Welt so hohe Summen an Hilfsgeldern erhalten hat wie Palästina, wobei traditionell die EU am meisten gezahlt hat. Die Kritik an dieser Art frustierender Geberpolitik wird immer deutlicher artikuliert. Die EU schicke Unsummen, ersetze Politik durch Geld und befördere somit eher den Stillstand des Friedensprozesses. Die EU sei „Payer, no Player“, so ein geflügeltes Wort unter Palästinensern aber auch innerhalb diplomatischer Kreise, weil sie auf fast jede politische Einflussnahme gegenüber Israel verzichte. „Setzt der europäischen Heuchelei ein Ende“, fordert der ehemalige EU-Sonderbeauftragte für den Nahost-Friedensprozess, Miguel Angel Moratinos, „ansonsten haben wir sehr bald die große Chance auf Frieden verpasst.“

Die Dokumentation von Sabrina Dittus zeigt erschütternde und empörende Beispiele für völlig sinnlose und gleichzeitig Millionen verschwendende Projekte. In der anschließenden Diskussion machte Sabrina Dittus vor allem auf die immer katastrophaler werdende Lage im Gaza-Streifen aufmerksam.

Einladung zur Premiere

Inzwischen hat sie es geschafft, trotz großer Schwierigkeit ihren neuen Film über die Situation im Gaza-Streifen fertig zu stellen. Am 15. Dezember 2016 ist Premiere für „We are Here“ (arabisch und englisch) im Mahmoud Darwish Museum in Ramallah. Im Ankündigungstext heißt es u.a.: „Junge Schauspieler und Schauspielerinnen des ASHTAR Theatres stellen in selbst geschriebenen Monologen den Leidensweg und die Hoffnungen in Gaza dar. Sie wollen der Welt zurufen ‚Wir sind noch hier'“.

Aus den Medien der Welt ist die Lage der Menschen im Gaza-Streifen fast vollständig verschwunden. Nur über einen – vermeintlichen – Skandal wurde ausführlich berichtet. Der Chef der großen Hilfsorganisation in Gaza, Mohammed El Halabi, habe jahrelang Spenden direkt an die Hamas weiter geleitet – was von den Beschuldigten bestritten wird.

Im Medieneinerlei gibt es eine rühmlich Ausnahme: das Feature von Peter Kapern, ARD-Korrespondent in Tel Aviv, das am 8. Dezember 2016 um 20.30 Uhr in NDR Info gesendet wurde. Titel: „Im Schatten des Verdachts“. Das Feature kann hier nachgehört werden.
Sönke Hundt

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