27. Mai 2017 – Kairos-Palästina-Solidaritätsnetz: 50 Jahre israelische Besatzung – Wir dürfen nicht schweigen!

Am Samstag, 27. Mai 2017 organisiert das Kairos-Palästina-Solidaritätsnetz anläßlich des ev. Kirchentages einen Thementag zum Thema: 50 Jahre israelische Besatzung – Wir dürfen nicht schweigen!Dieser Thementag findet statt im Evangelisches Gemeindezentrum Marzahn-Nord, Schleusinger Str. 12, 12687 Berlin.Es ist keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei!

Das Landgericht Berlin hat den Antrag des Kairos-Palästina-Solidaritätsnetzes auf  Einstweilige Verfügung  mit fadenscheinigen Gründen abgewiesen und damit den Thementag „50 Jahre israelische  Besatzung – Wir dürfen nicht schweigen“ in den Räumen der Katholischen Akademie verhindert. Das  Gericht folgte der Auffassung der Erzbischöflichen  Vermögensverwaltung, der Begriff „Besatzung“  könne als israelfeindlich verstanden werden. Man wolle  stattdessen eine „neutrale“, „vermittelnde“ Rolle einnehmen. Dabei hat  der UN-Sicherheitsrat  in seiner Resolution vom 23.12. 2016 festgestellt, dass die  seit 50 Jahren andauernde Besatzung  Palästinas völkerrechtswidrig ist.

Das Abschlusskommuniqué des Bischofstreffens für Solidarität mit der Kirche im Heiligen Land vom Januar 2017 trägt den Titel: „Fünfzig Jahre Besatzung (!)  fordern zum Handeln auf“. Der Katholische Fonds hat übrigens für  den Thementag einen Zuschuss gewährt. Vor zwei Jahren hat bei einer ähnlichen Veranstaltung in Stuttgart im Haus der katholischen Kirche der Weihbischof von Rottenburg-Stuttgart gesprochen.

Kaum vorstellbar:  Die katholische Kirche in Berlin als auch das Landgericht Berlin missachten  geltendes Völkerrecht!

Presseerklärung zum Urteil des Landgerichts Berlin

Programm:
9.30 Uhr – 10.30 Uhr
Pfarrer Dr. Mitri Raheb: Bibelarbeit  zum Erlassjahr

Mitri Raheb, Bethlehem, ist ev. Pfarrer an der Weihnachtskirche und Mitautor des Kairos-Palästina- Dokuments. Er hat Bücher in  deutscher Sprache verfasst,   zuletzt  „Christ-Sein in der arabischen Welt. 25 Jahre Dienst in Bethlehem“ (2013) und „Glaube unter imperialer Macht“ (2014). Zusammen mit Gideon Levy erhielt er den Olof-Palme-Preis

11.00 – 12.30 Uhr
Dr. Mustafa Barghouthi:  Gewaltfreier Widerstand gegen die israelische Besatzung

Mustafa Barghouthi, Ramallah, ist Arzt, Politiker und Bürgerrechtler. Er gehört  mehreren zivilgesellschaftlichen palästinensischen Organisationen als Vorstandsmitglied an. Israelisches Militär verwundete ihn, er war mehrfach in Militärhaft

13.00 -14.30 Uhr
Vera Baboun (angefragt) und Gideon Levy: Psychosoziale Entwicklung in der palästinensischen und in der israelischen Gesellschaft

Vera Baboun ist seit 2012 Bürgermeisterin von Bethlehem. Zuvor war sie Rektorin der Roman Catholic High School Beit Sahour und Prof. für Englische Literatur an der Universität Bethlehem.

Gideon Levy, Jerusalem, ist Journalist der liberalen israelischen Zeitung Haaretz. Einige seiner kritischen  Kolumnen hat er in dem Buch veröffentlicht:  Twilight Zone – Life and Death under the Israeli Occupation (2004). Zusammen mit Mitri Raheb erhielt er den Olof-Palme-Preis

15.00 -16.30 Uhr
Dr. Shir Hever: Wer profitiert von der Besatzung?

Shir Hever, israelischer Ökonom, Doktorand der Heinrich-Böll-Stiftung, ist Verfasser des Buches „Die Politische Ökonomie der israelischen Besatzung“ (2014). Er ist Vorstandsmitglied in der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. und Mitarbeiter im Alternative Information Center (Jerusalem)

17.00 – 19.00 Uhr
Dr. Albrecht Schröter und Andreas Zumach: Für eine neue deutsche/europäische Israel-  und Palästina-Politik

Albrecht Schröter, Oberbürgermeister von Jena, war Gründer des „Jenaer Arbeitskreises Judentum“, er gehört dem Präsidium des Deutschen Städtetages an, wo er  sich für Städtepartnerschaften von deutschen, palästinensischen und  israelischen Kommunen einsetzt. 2011 verlieh ihm der Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ den „Preis für Zivilcourage gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus“.

Andreas Zumach, Journalist und Publizist am Sitz der Vereinten Nationen in Genf, ist Korrespondent für mehrere deutsche Zeitungen. In den 1970er Jahren engagierte er sich gegen  Südafrikas Apartheidpolitik. 2009 erhielt er den Göttinger Friedenspreis. Sein letztes Buch heißt: „Globales Chaos – machtlose UNO. Ist die Weltorganisation überflüssig geworden?“ (2015)

P a u s e

20.00 Uhr

Aeham Ahmed: Aus den Trümmern von Yarmouk – Musik für den Frieden
Aeham Ahmed, Palästinenser, wuchs im Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus auf und studierte Musik. 2013 trat er während des Bürgerkriegs mit seinem Klavier auf Straßen und Plätzen auf, bis der IS sein Instrument zerstörte. Im September 2015 kam er als Flüchtling in Deutschland an. Er erhielt den Internationalen Beethoven Preis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion. Bekannt wurde er in Deutschland durch eine ZDF-Dokumentation.

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Das deutsche KAIROS Palästina-Solidaritätsnetz wurde im Juli 2012 in Reaktion auf das von Christinnen und Christen in Palästina verfasste KAIROS-Dokument („Die Stunde der Wahrheit – ein Wort des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung aus der Mitte des Leidens der Palästinenser und Palästinenserinnen“) unter dem Dach des ökumenischen Netzwerkes Kairos Europa e.V. gegründet. RepräsentantInnen lokaler und bundesweiter Initiativen, Organisationen und Netzwerke versammelten sich in Frankfurt a.M., um der Bitte palästinensischer Kirchen zu entsprechen, das Unrecht der Besatzung Palästinas durch Israel gegenüber den Kirchen in der Bundesrepublik anzusprechen und gemeinsam nach Wegen zu dessen Überwindung zu suchen.

Das KAIROS Palästina-Solidaritätsnetz will die kirchliche Auseinandersetzung mit der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik sowie die proaktive Unterstützung des Boykottaufrufs gegenüber Waren aus völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen in der Westbank auf der Ebene von Gemeinden (an der ökumenischen Basis) fördern und das Gespräch mit Kirchenleitungen, Hilfswerken und Verbänden suchen.
Das Kairos Palästina-Dokument

Das Kairos Palästina-Dokument wurde im Dezember 2009 in Bethlehem verabschiedet. Es richtet sich an Christen, Juden, Muslime im Nahen Osten sowie an die Kirchen der Welt und die internationale Staatengemeinschaft.

Das Kairos Palästina-Dokument ist
1. ein Wort des Glaubens an Gott, der jeden Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat;

–  ein Wort der Hoffnung, die trotz des gegenwärtigen Elends der palästinensischen Christen stark bleibt und einer neuen Gesellschaft entgegensieht, in der Menschen auf ihre eigene Würde und die Würde ihrer Widersacher vertrauen, in der Feindschaft überwunden wird und eine neue Kultur des Lebens entstehen kann;

–  ein Wort der Liebe, die auch den Feinden gilt und den gewaltfreien Widerstand gegen das Unrecht der völkerrechtswidrigen Besetzung des Landes der Palästinenser einschließt. Dieser Widerstand kommt beiden Seiten zugute, weil der Zyklus der Gewalt durchbrochen wird, der Israel und Palästina zerstört;

2. eine Bitte der christlichen Palästinenser an die Christen in der Welt und an die Völkergemeinschaft, der Bevölkerung Palästinas zur Seite zu stehen, die seit mehr als sechs Jahrzehnten unter Vertreibung, Unterdrückung und Apartheid leidet; gegen Ungerechtigkeit und Apartheid aufzustehen, sich von theologischen Argumenten abzuwenden, die das Unrecht rechtfertigen und sich auf die Bibel berufen;

3. ein Plädoyer für Gerechtigkeit, d.h. die Beendigung der Besatzung palästinensischen Landes; die Beseitigung der Trennmauer, die Städte und Dörfer in Gefängnisse verwandelt; die Beendigung der Blockade des Gazastreifens.

„Das Glück des einen Volkes ist das Glück des anderen“. (Martin Buber)
Quelle: website

Quelle: Kairos Palästina-Solidaritätsnetz » Kairos Europa

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