Women wage peace. Jüdische und Palästinensische Frauen wollen den Frieden

Women Wage Peace sind die Friedenspreisträgerinnen 2019 der Stiftung „die Schwelle“. Genug ist genug. Das dachten sich viele Frauen in Israel nach den blutigen, militärischen Auseinandersetzungen im Gaza im Sommer 2014. Sie gründeten Women Wage Peace, eine Graswurzelbewegung, der sich schnell Hunderte Frauen anschlossen: Im November machten sich 1000 Teilnehmerinnen aus Israel mit dem Zug auf den Weg in die Grenzstadt Sderot.

Das Video (mit deutschen Untertiteln und inzwischen 6 Millionen mal angeklickt!) zeigt den Song „Prayer of Mothers“, der entstanden ist aus der Zusammenarbeit der Singer-Song-Writerin Yael Deckelbaum und den mutigen Frauen von „Women Wage Peace“.

Es war die erste Aktion von WWP, der seither viele weitere gefolgt sind. So organisieren die Frauen Friedensmärsche, demonstrieren friedlich vor dem israelischen Parlament — der Knesset — und schaffen Orte der Begegnung für Menschen und insbesondere Frauen aus Israel und Palästina. Zehnttausende Frauen und Männer unterstützen die Aktionen: An einem 200 Kilometer langen „Marsch der Hoffnung“ im Herbst 2016 nahmen nach rund 30.000 Menschen aus dem ganzen Land teil. Zwei Wochen lang liefen sie vom Norden Israels nach Jerusalem.

Mit rund 40.000 Mitgliedern gilt Women Wage Peace als größte Basisbewegung in Israel. Die Bewegung zeichnet sich durch eine flache, dezentrale, eigenverantwortliche Struktur aus. Im ganzen Land gibt es mehr als 100 Ortsgruppen, die Veranstaltungen, Vorträge und Workshops zu Frauenbewegungen sowie nationalem und internationalem Frauenrecht organisieren.

Dabei steht Women Wage Peace keiner politischen Partei nahe. Vielmehr will die Organisation eine breite Masse von Frauen ansprechen – insbesondere jene, die sich im Alltag nicht politisch engagieren, sich aber um das Leben ihrer Kinder und zukünftiger Generationen sorgen. Die Aktivistinnen gehören demnach diversen Gruppen und Gemeinschaften der israelischen Gesellschaft an. Sie sind jung und alt, haben unterschiedliche religiöse und weltliche Anschauungen, verschiedene politische Ansichten und kommen aus dem Zentrum des Landes und aus der Peripherie.

Women Wage Peace unterstützt keine bestimmte Lösung des Konflikts, sondern verfolgt zwei Ziele: Die israelische Regierung soll sich an den Verhandlungstisch mit den Palästinensern begeben, um ein für beide Seiten akzeptables Friedensabkommen auszuhandeln. Dabei soll sie Frauen aus der Zivilgesellschaft bei allen Aspekten der Entscheidungsfindung beteiligen.

Um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, sucht die Bewegung bei ihren Aktionen den Dialog mit gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertretern und fordert regelmäßig Anhörungen in politischen Gremien ein. Ein erster Erfolg: Auf Initiative von Women Wage Peace hin haben die Parlamentsmitglieder den „Frauenausschuss für Frieden und Sicherheit“ in der Knesset gegründet.‘ (dieser Text ist der Ausschreibung für den Friedenspreis 2019 der Stiftung ‚die schwelle‘ entnommen)

Gerade erst hat die Frauenbewegung eine Woche des ‚Marsch der Hoffnung‘ hinter sich: in und aus allen Teilen Israels sind (nicht nur) jüdische und palästinensische Frauen auf die Straße gegangen und haben für die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen demonstriert. Kritische Stimmen bemängeln, dass die Bewegung nicht klar genug gegen die Besatzung auftritt. In ihrem ‚Mission-Statement‘ werden Forderungen nach einem ‚gerechten Frieden‘ laut, aber der Terminus ‚Besatzung‘ wird vermieden. Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass die Bewegung – gerade auch nach den Wahlen in Israel – weiter wächst und der Politik der Ungerechtigkeit eine starke Stimme entgegen bringt.

Die Preisverleihung findet statt am 15. November 18 Uhr im Bremer Rathaus.

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