Eröffnung der Nakba-Ausstellung: wegen Überfüllung geschlossen

Obwohl die Veranstalter mit vielen BesucherInnen gerechnet hatten – das war dann doch für alle unerwartet. Schon kurz vor 19 Uhr wurden von der Bibliotheksleitung die Türen geschlossen und niemand mehr von den rd. 100 Wartenden reingelassen. Aus feuerpolizeilichen Gründen wäre keine andere Lösung möglich gewesen. Unter den Wartenden waren auch mehrere Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bremen, die lautstark Einlass begehrten. Aber es gab auch für sie natürlich keine Ausnahme; und hoffentlich interpretieren Sie das nicht als antisemitischen Affront gegen sich. Der Wallsaal war mit rd. 170 Zuhörerinnen und Zuhörern bis zum letzten Platz gefüllt.

Frau Barbara Lison, die Direktorin der Zentralbibliothek, eröffnete als Gastgeberin die Ausstellung und begrüßte, mit viel Beifall, die palästinensische Botschafterin Dr. Khouloud Daibes aus Berlin und den Hauptreferenten des Abends, Prof. Rolf Verleger aus Lübeck. Außerdem Frau Ingrid Rumpf vom Verein „Flüchtlingskinder im Libanon e.V.“, die die eigentliche „Autorin“ der Ausstellung ist. Eingeleitet wurde der Abend mit den beiden Musikern (Violine und Percussion) der Gruppe DAF. Die Moderation hatte Claus Walischewski vom Israelischen Komittee gegen Häuserzerstörungen (ICAHD) übernommen.

Nach den pflichtgemäßen Begrüßungen und der Genugtuung darüber, dass so viele den Weg in die Zentralbibliothek gefunden hatten, gingen alle RednerInnen auf die nicht unerheblichen Irritationen ein, zu denen es im Vorfeld der Ausstellungseröffnung gekommen war. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die Jüdische Gemeinde Bremen hatten viele Hebel in Bewegung gesetzt, um der Zentralbibliothek die Ausstellung zu untersagen. Allerdings vergeblich. Barbara Lison ging ausführlich und sehr diplomatisch auf diese Diskussionen ein und war selbstbewusst genug, die Selbständigkeit der Bibliothek in dieser Frage zu betonen. Die Botschafterin zeigte sich erstaunt darüber, dass auch nach 67 Jahren in Deutschland immer noch nicht unbefangen darüber diskutiert und informiert werden könne. Ingrid Rumpf konnte von vielen Auseinandersetzungen um die Ausstellung berichten. Sie wäre jetzt in mehr als 130 Orten in Deutschland, darunter auch in vielen Stadtbibliotheken gezeigt worden; im letzten Jahr auch im EU-Parlament in Straßburg und im „Palast der Vereinten Nationen“ in Genf. Die wissenschaftliche Seriosität der Ausstellung anzweifeln zu wollen, würde nicht gelingen. Rolf Verleger, der ehemals im Zentralrat der Juden in Deutschland war, aber – wegen seiner kritischen Haltung zur Politik Israels -, diesen Sitz verlor, äußerte sich eher abgeklärt-ironisch zu diesen Verhinderungsversuchen.

Interessant ist die Haltung der Bremer Medien zu dieser Ausstellung. Nach einem recht kritischen Artikel in der Taz schon vom 3. Februar (wir berichteten), in dem die Taz-Redaktion sich nicht zu schade war, über Antisemitismusvorwürfe seitens einer antideutschen Gruppe, die sich C3 nennt und anonym bleibt, zu berichten, wurde erst einmal keine Notiz mehr von der Ausstellung genommen. Am Morgen vor der Ausstellung war es dann noch Detlef Griesche von der vorbereitenden Nakba-Gruppe gelungen, Radio Bremen und den Weserkurier zu einem Pressetermin mit der Botschafterin zu bewegen. Die Berichte („Buten un Binnen“ am 18.02.15 und der Weserkurier am 19.02.15), die – wie zu erwarten – gegen die Ausstellung wieder einmal den Vorwurf der Einseitigkeit erhoben, konnten dann allerdings für den Eröffnungsabend nicht mehr werben.

In der „Buten un Binnen“-Sendung kam ein für Bremen ganz und gar beschämender Affront gegen die palästinensische Botschafterin zur Sprache. Trotz mehrer schriftlicher und telefonischer Bitten und Telefonate waren weder der Bürgermeister Jens Böhrnsen noch der Bürgerschaftspräsident Christian Weber zu einer Begrüßung bereit und hatten über ihre Sekretariate ausrichten lassen, dass Sitzungstermine dazu keine Zeit gelassen hätten. Der Kommentar von Frau Daibes war abgeklärt und zeigte, dass sie in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt war: „Warum ist es so schwer, in Deutschland diese Diskussion zu führen? Warum ist es so schwer, sich mit der Vertreibung und mit dem Schmerz des palästinensischen Volkes auseinander zu setzen? Gerade in Bremen, einer offenen und demokratischen Metropole, sollte das einfach sein!“
Sönke Hundt

2 Gedanken zu „Eröffnung der Nakba-Ausstellung: wegen Überfüllung geschlossen

  1. Kein Kommentar, nur eine Frage:
    Wissen Sie, warum an dem Brückenbau des ehemaligen Bürgermeisters nicht
    weitergearbeitet wurde?
    Ich denke, wir fangen einfach zivilgesellschaftlich organisiert mal an, damit weiter
    zu machen. Ich komme aus Hannover und sehne mich danach, dass es auch hier in
    Bremen alltäglich wird, die verschiedenen Ansichten und Absichten zum Existenzrecht
    aller Menschen in Palästina zu friedlich zu besprechen und Auseinandersetzungen
    ebenso friedlich auszutragen!!
    Wenn uns das hier schon
    nicht gelingt -so, wie es im Sommer 2014 in dieser Stadt eben doch
    passieren konnte- wie, ja wie soll es denn dann in Nah-Ost gelingen? ?

  2. Selbstverständlich ist die Nakba Ausstellung einseitig. Es sind ja die Palästinenser, die aus ihrer Heimat Palästina, vertrieben sind. Die Weserkurier und Radio Bremen haben doch Recht! Ich frage mich jedoch, wo bleiben diese Medien, wenn eine pro Israel Ausstellung oder Veranstaltung in Bremen stattfindet? Wenn Palästina und sein Volk ganz ignoriert werden! Dient das die Ausgewogenheit oder den Frieden in Palästina und Israel? Die Veranstalter der Nakba Ausstellung haben übrigens den Vorsitzenden der DIG in Bremen Herrn Dr. Herrmann zu der Zentralen Diskussionsveranstaltung am kommenden Mittwoch eingeladen. Wir haben es nie erlebt, dass die DIG einen Palästinenser zu deren Diskussionsveranstaltung eingeladen. Als Bremen die Haifa Tage organisiert hatte haben wir, Palästinenser in Bremen. die Ausstellung und die Veranstaltung besucht. Und der damalige Bürgermeister Herr Dr. Henning Scherf hat es gut geheissen.
    Herr Dr. Scherf hatte eine Friedensbrücke zwischen Juden und Palästinenser gebaut. Er hatte auch zu Gesprächsrunden zwischen Juden und Palästinensern ins Rathaus eingeladen und geleitet. Wir hoffen, dass der jetzige Bürgermeister, den wir hochschätzen, die Friedensbrücke aufrechterhält. Wir hoffen auch, dass er einen Empfang Termin für die Botschafterin Palästinas sehr bald findet.

    hassan El-Hassan
    Gründungsmitglied
    der DPG und
    Präsident a.D. der Palästinensichen Gemeinde in Bremen

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